Papst greift nicht durch: Piusbruderschaft weiht neue Priester

Piusbrüder trotzen Kritik: Am Samstag hat die ultrakonservative und umstrittene Bruderschaft bei einem Gottesdienst in ihrem Priesterseminar in Zaitzkofen bei Regensburg drei neue Priester geweiht. Für die deutschen Bischöfe eine "Provokation" - doch der Papst spricht bisher kein Machtwort.
von  Abendzeitung
Der Generalobere der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, legt am Samstag im Priesterseminar in Zaitzkofen (Oberpfalz) seine Hände auf einen neuen Priester.
Der Generalobere der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, legt am Samstag im Priesterseminar in Zaitzkofen (Oberpfalz) seine Hände auf einen neuen Priester. © dpa

ZAITZKOFEN - Piusbrüder trotzen Kritik: Am Samstag hat die ultrakonservative und umstrittene Bruderschaft bei einem Gottesdienst in ihrem Priesterseminar in Zaitzkofen bei Regensburg drei neue Priester geweiht. Für die deutschen Bischöfe eine "Provokation" - doch der Papst spricht bisher kein Machtwort.

Völlig unbeeindruckt von der anhaltenden Kritik der deutschen Bischöfe hat die umstrittene Piusbruderschaft am Samstag drei neue Priester geweiht. Bei dem Gottesdienst im Priesterseminar in Zaitzkofen bei Regensburg wurden die Vertreter der katholischen Amtskirche in der Bundesrepublik auch erneut von der ultrakonservativen Bruderschaft angegriffen. „Wir bedauern die verbale Ausgrenzung, die wir in diesen Tagen massiv von Seiten mehrerer deutscher Bischöfe erfahren“, sagte der Leiter des Seminars, Pater Stefan Frey, vor rund 1500 Gläubigen. Nachdem die Piusbrüder bereits in den vergangenen Wochen in den USA und in Frankreich Priester geweiht hatten, wurden nun in Zaitzkofen durch Handauflegung ein Schwede, ein Pole und ein Schweizer im Alter von 26 bis 30 Jahren in den Priesterstand aufgenommen. Zudem wurden zwei Diakone aus Belgien und Tschechien geweiht, zunächst hatte die Bruderschaft sogar die Weihe von drei Diakonen angekündigt.    

Papst spricht kein Machtwort

Auch der Vatikan hatte im Vorfeld der Weihen zwar erklärt, dass die Priesterweihen nicht zulässig seien. Pater Frey merkte jedoch erfreut an, dass sich die Handlungsweise Roms sehr von der Haltung der deutschen Bischöfe unterscheide. Der Vatikan habe nicht verlangt, dass die Bruderschaft auf die Spendung von Sakramenten verzichte. Frey räumte lediglich ein, dass sich die Bruderschaft „momentan kirchenrechtlich nur in einer Grauzone“ befinde. Der Generalobere der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, erklärte, Rom habe die Weihen nicht verboten, sie würden vom Papst toleriert. Diese selbstbewusste Interpretation hat offenbar seine Berechtigung: Bisher hat es der Papst vermieden, ein Machtwort zu sprechen: Eine erneute Exkommunikation müssen die Piusbrüder derzeit vom Vatikan offensichtlich nicht befürchten - sehr zum Ärger vieler liberaler und fortschrittlicher Katholiken.

"Ein Akt des Entgegenkommens"

Im aktuellen Juni-Rundbrief des Priesterseminars der Piusbrüderschaft wird der päpstliche "Gnadenakt" und die Verhandlungen mit dem Vatikan selbstbewusst als "Akt des Entgegenkommens" von Seiten des Papstes bewertet. Wörtlich heißt es in dem Rundbrief: "Im Prozess der Annäherung und Verständigung mit Rom hat die Priesterbruderschaft auf unbestimmte Zeit einen provisorischen rechtlichen Status inne, bis nach Abschluss der theologischen Gespräche eine definitive kanonische Regelung gefunden wird. So sieht es die mit Rom vereinbarte 'Marschroute' vor. Niemals war in den bisherigen Verhandlungen von einem generellen 'Weihestopp' die Rede, im Gegenteil: Die Aufhebung des Exkommunikationsdekrets war ja als Akt des Entgegenkommens gedacht, der dem Leben der Bruderschaft keine Einschränkungen auferlegen sollte." Entspricht das den Tatsachen, wären die bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen des Vatikans mit der Piusbruderschaft ein Affront gegen die deutschen Bischöfe.

"Affront gegen die Einheit der Kirche"

Denn die Weihen werden von der Deutschen Bischofskonferenz als Provokation empfunden. Der Vorsitzende Robert Zollitsch hat sie als „Affront gegen die Einheit der Kirche“ kritisiert. Zudem hatte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller monatelang immer wieder darauf hingewiesen, dass Weihen in seinem Zuständigkeitsbereich ohne seine Erlaubnis nicht möglich seien. Erst vor drei Wochen hatte die Bruderschaft bereits eine Kapelle in Fulda ohne Genehmigung der Kirche geweiht und war dadurch auf einen offenen Konfrontationskurs zu den deutschen Bischöfen gegangen.

Theologisch und politisch reaktionär

Die Pius-Bruderschaft gilt als theologisch und politisch reaktionär, sie bekämpft die durch das Zweite Vatikanische Konzil beschlossenen Reformen. Vor rund 40 Jahren wurde vom Vatikan festgelegt, dass die tridentinische Messe, bei dem die Gebete in Latein halten werden, nicht mehr verpflichtend ist. Dies führte dann zur Abspaltung der Piusbrüder. Daneben lehnen die Traditionalisten aber auch die ökumenische Zusammenarbeit mit anderen Religionen ab.

Volksverhetzung und Realitivierung des Holocaust

Papst Benedikt XVI. hatte zum Jahresanfang trotz aller Kritik die Exkommunikation von vier Piusbischöfen zurückgenommen. Er beschreitet damit offensichtlich den Kurs einer "Aussöhnung" mit der ultrakonservativen Bruderschaft. Gegen den britischen Holocaust-Leugner Richard Williamson, einen der vier vom Papst rehabilitierten Bischöfe, ermittelt die Regensburger Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung. Williamson hatte in einem Fernsehinterview im vergangenen Jahr in Zaitzkofen den Massenmord an den Juden in den Nazi-Gaskammern stark relativiert. Fellay bezeichnete dies als die private Meinung von Williamson. Die Piusbruderschaft sei eine religiöse Gemeinschaft, keine politische.

mb/dpa

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