Panne bei Denkmal-Tag: Neonazi-Schloss dabei

Peinliche Panne der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann taucht im Programm für diesen Sonntag auf – dem "Tag des offenen Denkmals“. Jetzt haben ihn die Organisatoren kurzfristig gestrichen.
Helmut Reister |
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Das Schloss Ermreuth im oberfränkischen Landkreis Forchheim.
Daniel Arnold / Wikipedia Das Schloss Ermreuth im oberfränkischen Landkreis Forchheim.

Den Organisatoren der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist eine peinliche Panne unterlaufen: Auf der bundesweiten Veranstaltungsliste für den "Tag des offenen Denkmals“ taucht auch der Name des Rechtsextremisten Karl-Heinz Hoffmann als Führer von Besuchergruppen durch sein Schloss im fränkischen Ermreuth auf.

Nach Interventionen zog die Stiftung jetzt die Notbremse und strich ihn aus dem Programm. "Er ist uns bei der Anmeldung einfach durchgerutscht“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und bedauerte den Vorgang. "Rechtsextremisten gehören nicht zu unserem Selbstverständnis. Leider sind wir nicht früher darauf hingewiesen worden.“

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Schloss rückte schon einmal ins Rampenlicht

Ob Karl-Heinz Hoffman, dessen Telefonnummer und E-Mail-Adresse in der Programmankündigung für die Anmeldung zu den Führungen und einem Vortrag angegeben wurden, die Veranstaltung am Sonntag nun ebenfalls absagt, wusste die Stiftungs-Sprecherin nicht.

Das Schloss mit einer Vergangenheit, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, rückte 1980 zum ersten Mal ins Blickfeld einer großen Öffentlichkeit, als es in Zusammenhang mit dem Verbot der „Wehrsportgruppe Hoffmann“, der damals größten Neonazi-Vereinigung in der Bundesrepublik, durchsucht wurde.

Unerwünschten Besuch der Behörden bekam der schnauzbärtige Rechtsextremist auf seinem Schloss immer wieder. Gegen ihn wurde unter anderem in Zusammenhang mit dem Münchner Oktoberfest-Attentat sowie der Ermordung des jüdischen Verlegers Shlomo Levin und dessen Lebensgefährtin in Erlangen ermittelt, eine direkte Tatbeteiligung konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden.

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Das Schloss hat eine wechselhafte Geschichte

Das Schloss, in das Hoffmann Ende der 1970er Jahre einzog und das er zur Kommandozentrale der von ihm gegründeten „Wehrsportgruppe“ machte, hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Tiefbraunes Gedankengut spielte darin des Öfteren eine Rolle.

Nach dem Ersten Weltkrieg residierte hier die Organisation „Der Stahlhelm“, in der Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff eine gewichtige Stimme hatte.

Der Helfer Hitlers auf dem Weg zur Macht soll das Schloss mehrmals selbst besucht haben. Während des Zweiten Weltkriegs war im Schloss die „Kreisführerschule“ der NSDAP untergebracht, danach fanden Kriegsrückkehrer hier ihre erste provisorische Unterkunft.

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