Paar will unsterblich sein - und braut Zaubertrank
Tirschenreuth - Ein Pärchen kauft sich Chemikalien. Eine große Menge. Das bekommt ein Zeuge mit und befürchtet das Schlimmste: Bombenbau. Terror. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um Hobby-Druiden wie Asterix' Miraculix, die einen Zaubertrank brauen wollten. Nicht weniger als unsterblich sollte die Mischung aus Kräutern und Metallen die beiden machen.
Was ist passiert?
n Erbendorf (Kreis Tirschenreuth) hat sich der kuriose Einsatz für die Polizei vor Kurzem zugetragen. Einem Zeugen war aufgefallen, dass sich ein Paar größere Mengen Chemikalien hatte liefern lassen. Er alarmierte die Polizei. Nun ist klar: Die beiden Hobby-Alchemisten wollten nach eigener Auskunft aus Kräutern und Edelmetallen ein Elixier gewinnen, das die Denkleistung beschleunigt und zu ewigem Leben verhilft.
Wer sind die beiden Hobby-Alchemisten?
Er (28) ist Deutscher, sie (36) gebürtige Amerikanerin. Beide haben studiert: Wirtschaftslehre und Psychologie. Sie hat promoviert. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit Ethik im Spitzensport. 2015 ging der Schwabe auf Weltreise: Karibik, Südamerika, USA. Darüber berichtet er auf Social-Media-Kanälen. Im Juni reißt der Informationsfluss plötzlich ab. Der letzte Facebook-Eintrag stammt aus Las Vegas. Nach fünf Jahren Absenz sei er an den Spieltisch zurückgekehrt.
Wie kommt dieses Paar ausgerechnet in die Oberpfalz?
Zum einen wegen der Leidenschaft fürs Pokern. Der 28-Jährige besucht mehrfach das "King's Casino" im tschechischen Rozvadov (Roßhaupt). Zum anderen bietet die Oberpfalz abgelegene Unterkünfte. Im Hotel "Steinwaldhaus" logiert das Paar. Dort bleibt das ungewöhnliche Gebaren der Gäste nicht lange verborgen. Das Hotelpersonal wundert sich über die Anlieferung von etlichen Paketen mit Chemikalien.
Explosive Mischung auf dem Balkon
Was haben die beiden bestellt?
Die Polizei stellt später unter anderem Zehn-Liter-Kanister mit Aceton sicher. Auf dem Balkon stehen fünf Liter Essigsäure. Es finden sich Salpetersäure, Chlorwasserstoffsäure, eine schwache Lösung Wasserstoffperoxid. Dazu Metalle wie Kupfer und Platin. Und Kräuter, beispielsweise Mistelzweige. Aceton und Metallpulver, dazu der markante Bart, der dem einstigen Jungunternehmer bis zur Brust reicht - bei dem Zeugen schrillen die Alarmglocken. Völlig zu Recht, wie Polizeidirektor Klaus Müller betont. "Es gab ausreichend Verdachtsmomente. Es war wichtig und absolut richtig, die Polizei zu alarmieren." Die gleichen Zutaten werden beim Bombenbauen verwendet.
Ermittlungen? Das Paar handelte legal
Ermittelt die Polizei nun gegen die Trankbrauer?
In der Ferienwohnung finden die Beamten Chemikalien, zwei ansteckbare Herdplatten und diverse Glasgefäße. Die Stoffe sind inzwischen mehrfach überprüft worden. Fazit: Es handelt sich um Freimengen von frei beziehbaren Chemikalien. Müller: "Es ist nicht verboten, mit Kräutern zu experimentieren. Es ist nicht verboten, mit Metallen zu experimentieren. Es ist nicht verboten, sich aus Wissen aus dem esoterischen Bereich zu bedienen. Und alles drei zusammen auch nicht."
Was war die Absicht des Paares?
Was sie da eigentlich brauen wollten, hat die 36-Jährige bei der Kripo erklärt: eine Art Zaubertrank. Man wollte durch die Auflösung der Metalle ein konzentrationssteigerndes Mittel finden, das zugleich zur Unsterblichkeit verhilft.