Ozapft is! Oktoberfest jetzt auch in Brüssel
Brüssel - Gerade ist in München die Wiesngrippe ausgestanden und der ein oder andere froh, dass Bier, Brezn und Blasmusik erst wieder in einem Jahr zelebriert werden, da geht es in Brüssel von vorne los. Am Dienstagabend hat Europaministerin Beate Merk (CSU) das Bayerische Oktoberfest in der belgischen Hauptstadt eröffnet.
1.800 Gäste folgten der Einladung, darunter EU-Kommissar Günther Oettinger, Münchner-Flughafen-Chef Michael Kerk-loh und viele weitere Landtags- und Europaabgeordnete sowie Wirtschaftsvertreter. Alle zwei Jahre lädt die Bayerische Vertretung in Brüssel zur Gemütlichkeit bavaroise, diesmal in neuer Umgebung: eine Festhalle auf dem Gelände des Ausstellungszentrums "Tour und Taxis" verwandelt sich mit Hopfengirlanden, weiß-blauen Stoffbahnen und Bierbänken in ein Wiesnzelt – zumindest fast.
Denn die im Wind flatternden "I mog di"-Luftballons am Eingang können nicht ganz über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es sich um ein Backsteingebäude umgeben von hypermodernen Industriebauten handelt.
Es fehlt noch bisserl was zur Wiesn-Gemütlichkeit
Auch sonst fehlt zumindest anfangs noch ein bisserl was zur Wiesn-Gemütlichkeit, obwohl die Blaskapelle aus Dürnbach am Tegernsee schönste bayerische Lieder in schönstem Bairisch singt und regelmäßig zum Prosit aufruft.
Beate Merk begrüßt die Gäste mit einem "Bienvenue, Willkommen und Griaß’ euch Gott", bevor sich Hofbräu-Chef Michael Möller die Ehre gibt, das erste Fass anzuzapfen. Mit zwei Schlägen steht er dabei dem Münchner OB in nichts nach, auch wenn Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Mitsponsor des Fests, ein wenig mit Bier geduscht wird.
Beim Einschenken müssen die Kellnerinnen noch üben: Die Maßen sind teils nur zu einem Achtel voll, der Rest ist Schaum – eine Bilanz, für die der ein oder andere aggressive Wiesnbesucher wahrscheinlich versucht wäre, der Bedienung im Poltschen Sinne den Maßkrug leicht auf den Schädel aufzusetzen. Da es für die geladenen Gäste Freibier gibt, hält sich der Unmut in Grenzen. Wenn bis zum 15. Oktober das Fest auch für alle zahlenden Besucher geöffnet ist, sollte aber nachgebessert werden.
Beate Merk jedenfalls lobt das wunderbare Bier und das exzellente Essen – es gibt Brotzeit, Bio-Ochse und Allgäuer Emmentaler mit Trauben – und freut sich besonders, dass die Bayerische Vertretung bei der Europäischen Union mit dem Oktoberfest auch ihr 30-jähriges Jubiläum zelebriert. Zur Feier des Tages singt sie zu späterer Stunde gemeinsam mit der Blaskapelle "Das Kufsteiner Lied", textsicher und schunkelnd.
Europapolitische Reden stehen nicht auf der Tagesordnung, ganz nach dem Motto: Arbeit ist Arbeit und Bierbank ist Bierbank. Auf die trauen sich dann gegen 23 Uhr auch noch ein paar. Bayerische Gemütlichkeit ist eben ansteckend – und international.
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