Ottls famoser Kracher: Dieser Schuss macht uns Hoffnung!
Die Niederlagenserieist gestoppt. Und beim Club herrscht vor der Woche der Wahrheit wieder Optimismus
NÜRNBERG Hausaufgabe erledigt. 1:0 gegen den 1.FC Köln, dank Andi Ottl. Aber: Der Freistoß-Hammer der Bayern-Leihgabe im Club-Trikot schützt nicht vor der angemessenen Strafe. Weil Hannover den VfL Bochum vorführte, ist Nachsitzen angesagt. In zwei Relegationsspielen gegen den FC Augsburg. Trainer Dieter Hecking: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir nicht absteigen werden. Auch wenn ich ein Stück weit enttäuscht bin, dass wir die direkte Rettung selbst verspielt haben.“
"Ich werde auch jetzt Dinge kritisch ansprechen"
Für diese Worte hätte der 45-Jährige einen Fan-Oscar als „Franken-Versteher“ verdient. Obwohl Hecking die teilweise höchst dramatischen bis dato sieben Abstiege nur aus Erzählungen kennt, weiß er das Erreichte richtig einzuordnen: „Hätten wir den Klassenverbleib direkt geschafft, wäre das eine überragende Leistung mit Blick auf unsere Situation im Winter gewesen.“
Hecking hatte von Ex-Trainer Michael Oenning eine Hypothek von kümmerlichen zwölf Punkten mit auf den scheinbar aussichtslosen Weg bekommen. Damals wäre die Relegation von Fans, Spielern, Manager, Präsidium und Aufsichtsrat sicher als Geschenk empfunden worden. Aber nun? „Haben wir es mit zuvor vier Niederlagen in Folge selbst verspielt, uns aus eigener Kraft zu retten“, weiß Mittelfeld-Stratege Ottl.
Hecking war dabei vor allem die „fehlende Durchschlagskraft“ bei der 1:2-Pleite in Freiburg und dem 0:4-Debakel in Hamburg auf den Magen geschlagen. Und warnt deshalb, die Augsburger zu unterschätzen: „Ich werde auch jetzt einige Dinge sehr kritisch ansprechen und nicht schützend die Hand heben. Wir müssen alles ausschließen, um uns nicht selbst ein Bein zu stellen.“
"Mit Breno wären wir um die Relegation herumgekommen"
Von „taktieren“ und „Vorsprung verwalten“ hatte Torhüter Raphael Schäfer vor dem Gastspiel vor drei Wochen in Freiburg noch schwadroniert. Der Schuss ging böse nach hinten los. Fast unverzeihlich, dass die gute Ausgangsposition fahrlässig hergeschenkt worden ist. Hecking zu Schäfers Aussagen: „Das waren unsinnige Argumente.“ Zusatz: „Mit Breno wären wir um die Relegation herumgekommen.“
Ohne den am Kreuzband lädierten brasilianischen Decker von den Bayern fehlte es der Defensive an Kompaktheit. Die Malaise ist nicht zu ändern. „Okay, jetzt gehen wir eben in die Verlängerung“, sagt Kapitän Wolf kämpferisch. „Wir sind der Erstligist, also der Favorit. Wobei Augsburg als Zweitligist nichts zu verlieren hat.“ Das sieht Hecking anders: „Augsburg steht auch unter Druck. Sie wissen, dass sie sonst nächste Saison wieder gegen Oberhausen oder Fürth spielen müssten.“
"Ein Riesenkompliment an unsere Kurve"
Das Selbstvertrauen ist also zurück am Valznerweiher. Und davon dürfen, ja müssen sich die Fans weiter anstecken lassen. „Riesenkompliment an unsere Kurve“, lobt Hecking den über weiter Strecken stimmgewaltigen Anhang. Ein Spaziergang werden die Duelle gegen Augsburg nicht. „Die stehen in der Tabelle oben, wir unten“, warnt Ottl. „Das ist psychologisch ein Vorteil für sie.“ Schwamm drüber. „Denn wir werden Augsburg den Kampf anbieten – und den werden sie von uns bekommen“, droht Wolf.
Jetzt müssen Taten folgen. Nichts anderes zählt. Denn gegen eine Motivationsspritze in Form einer Sonderprämie würde Aufsichtsrats-Boss Klaus Schramm „ganz sicher“ sein Veto einlegen. Die Rettung, also nicht als Absteiger zu gelten, muss Belohnung genug sein. Markus Löser
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