Otti Fischer darf 2011 auch Heimatpfarrer spielen

Otti Fischer kommt nach Hause: In seiner Paraderolle als „Pfarrer Braun“ schwirrte er jahrelang in der ganzen Republik herum – erst die 20. Folge der ARD-Serie drehte er im heimischen Oberbayern. An diesem Donnerstag ermittelt Pfarrer jedoch noch in Kassel.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Otti Fischer kommt nach Hause: In seiner Paraderolle als „Pfarrer Braun“ schwirrte er jahrelang in der ganzen Republik herum – erst die 20. Folge der ARD-Serie drehte er im heimischen Oberbayern. An diesem Donnerstag ermittelt Pfarrer jedoch noch in Kassel.

Sieben Jahre dauerte es, bis Ottfried Fischer seine Paraderolle auch mal in direkter Heimatnähe vorführen durfte. Als Pfarrer Guido Braun versetzte ihn sein Bischof fast zu jeder Episode der ARD-Kultserie in eine neue Gegend – das Fernsehen brachte den Schauspieler Fischer so in ganz Deutschland herum. Nur nach Oberbayern durfte er nie. Das ändert sich pünktlich zur 20. Folge. Die neueste Episode „Altes Geld, junges Blut“ ist bis zuletzt im Umkreis von Garmisch-Partenkirchen abgedreht worden.

„Es ist schön für den Pfarrer und mich, nach Hause zu kommen“, sagte der schwergewichtige Serienheld der Nachrichtenagentur dpa. „Durch die Serie habe ich einen verspäteten Heimatkundeunterricht bekommen – das ist doch auch was Feines.“ In seiner Karriere hat sich Fischer darauf konzentriert, eigene Rollen zu kreieren und sie so lange wie möglich beizubehalten. 14 Jahre lang spielte der gebürtige Oberbayer den „Bullen von Tölz“, seit 2003 klärt er nun schon als katholischer Pfarrer geheimnisvolle Todesfälle auf.

Der Tod seiner Schauspieler-Kollegin Ruth Drexel setzte der Sat.1- Serie ein Ende, die Rolle des öffentlich-rechtlichen Hobby-Ermittlers will Fischer aber auch im Alter von 56 Jahren noch lange nicht aufgeben. „Die Serie hat ein Open End“, sagt er. Immerhin ermöglichte das Aus des Bullen dem Pfarrer die Rückkehr nach Oberbayern. Der war bis dato aus Konkurrenzgründen tabu, weil die Sat.1-Serie hier fest angesiedelt war.

Größter Unterschied? „Der Bulle durfte auch mal schlüpfrige Sachen sagen, beim Pfarrer ist die Schmerzgrenze wesentlich schneller erreicht“, meint Fischer. Die oberbayerische Episode soll im kommenden Jahr ausgestrahlt werden, zuvor zeigt die ARD schon an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) die zweitjüngste Folge „Grimms Mördchen“. Braun wird nach Kassel geschickt, weil der dortige Pfarrer tot im Sessel liegt. Braun soll den Vorgänger ersetzen und insgeheim auch die Umstände dessen Ablebens aufklären, denn an einen natürlichen Tod glaubt kaum einer. Eine heiße Spur führt den Neuankömmling ins Museum.

Die nordhessische Metropole ganz im Herzen der Republik war für Braun die vorerst letzte außerhalb der Heimat, nachdem er schon zuvor weit gereist war: Der Pfarrer ermittelte etwa im Harz, am Rhein, in Franken, der sächsischen Provinz, Potsdam und auf Usedom.

Fischer meint, er habe ein inneres Regulativ entwickelt, das ihn trotz immer selber Rolle vor der Routine bewahre. „Auf Dauer ist die Routine der Tod der Kreativität.“ In der Jubiläumsfolge nahe der Heimat wird Braun ins oberbayerische Nußdorf am Inn geschickt. Sein kriminalistischer Instinkt treibt die Ermittlungen nach dem Tod eines dubiosen Finanzberaters voran. Ansonsten bleibt der Geistliche auch hier, was er immer war: schlitzohrig, mit der Hand an der Schnupftabakdose, frech artikulierend, in seiner konfessionellen Haltung andererseits immer strikt konservativ.

Schon 2003 beim Serienstart, damals noch vor der Kulisse Norderneys, war sich der Kabarettist im Klaren, mit der Rolle des Geistlichen den Gipfel seiner Karriere erreicht zu haben. Wie böse Ironie mag da gewirkt haben, gerade zu jener Zeit auch von einem Schicksalsschlag getroffen zu werden: seiner Parkinson-Erkrankung.

Dass er sich am Heute erfreue und nicht weit über den Tag hinausdenke, hatte Fischer immer wieder betont. Doch auch abseits seiner Schauspieler-Karriere gerät er ungewollterweise so manches Mal in die Schlagzeilen. Demnächst wird vor dem Münchner Amtsgericht eine Prostituierten-Affäre um den Kabarettistin verhandelt.

Mehrere Personen werden laut Staatsanwaltschaft verdächtigt, Fischer im Sommer 2009 beim Sex gefilmt zu haben, wodurch der anschließend unter Druck gesetzt worden sein soll. Der Strafprozess gegen fünf Angeklagte beginnt am 25. Oktober – auch dann direkt vor Fischers Haustür: im Amtsgericht seiner Wahlheimat München.

dpa

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