Orgelmusik ohne Orgel

FÜRTH Am Samstagabend lud Chansonsängerin Sabine Fischmann im Stadttheater dazu ein, dem Faschingstrubel zu entfliehen. Einen Tag später wiesen Bob Ross und sein Blechschaden-Ensemble das in Abendgarderobe gewandete Publikum zaghaft darauf hin, man dürfe bei diesem Konzert ruhig lachen, schließlich sei ja Fasching. Doch das F-Wort fiel auch bei diesem Konzert eher selten.
Sabine Fischmanns Erscheinungsbild suggerierte zwar Seriosität, doch die sechs Philharmonischen Cellisten aus Köln, die an diesem Abend für den musikalischen Unterbau für die karnevaleske Verhohnepiepelei von Oper(ette)nhits verantwortlich zeichneten, kratzten schon zu Beginn mit ihrer Walzerkakophonie eine andere Sprache. Für den Einstand des Programms „Blau an der schönen Donau“ genügte eben nicht der ähnlich betitelte Walzer von Johann Strauss. Stattdessen gab’s für das Publikum heiteres Rätselraten, wie viele Walzer das Cello-Sextett denn gleichzeitig spielen würde. Fischmann gab hinterher die Lösung: „Es waren mehr.“
Mit Georg Kreislers Opernboogie, Max Hansens „Franz Schubert, du warst nicht umsonst verliebt“ oder Heinz Erhardts Parodie auf Johann Wolfgang von Goethe Erlkönig waren es nicht gerade die aktuellsten Nummern, womit man die Gepflogenheiten der gegenwärtigen Opern- und Operettenwelt auf den Arm nehmen kann. Doch Fischmanns Mimenspiel und der musikalische Aberwitz des Cellosextetts reichte vollends aus, um alle Nummern gehörig zu entstauben und auf Hochglanz zu polieren.
Wagners Ring in drei Minuten
Attestierte Fischmann noch den singenden Primadonnen der Welt eine Körpergröße von einem Meter dreißig in liegendem Zustand, so stellte am darauf folgenden Sonntagabend Bob Ross sich selbst als „laufenden Meter“ vor. Weniger laufend als vielmehr tänzelnd leitetete der 1,58 Meter messende Hornist und Schotte seine zehn Blechbläserkollegen der Münchener Philharmoniker durch eine Revue der größten Repertoirenummern - angefangen bei Johann Sebastian Bachs Toccata d-Moll für Orgel (ohne Orgel) über Bon Jovis „Bad Medicine“ hin zu Richard Wagners Ring des Nibelungen in einer Drei-Minuten-Version. Die gewohnt aufwändigen Arrangements – vom musikalisch dichten Bläsersatz bis zum fluffigen Brass Sound – wechselten sich dabei ab mit Bob Ross’ Interjektionen schottischen Humors. In der ersten Hälfte noch seriös gekleidet im Frack, bevorzugten die Musiker unter dem Motto „Blechschaden Beach Party“ in der zweiten Hälfte strandtaugliche Textilien.
Den direkten Vergleich zwischen den beiden Abenden lieferte der Hummelflug. In solistischer Hinsicht hat dabei die wassergurgelnde Sabine Fischmann wohl die bessere Figur gemacht gegenüber dem im Kokosnuss-BH gewandeten Tubisten Tom Walsh.
Und musikalisch? Ein haushohes Unentschieden!