Organisierte Kriminalität in Bayern: Zahlreiche Ermittlungen

Allein 2018 gab es in Bayern 78 Ermittlungen im Bereich "Organisierte Kriminalität". Ein Problem mit Clans hat der Freistaat laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) aber nicht.
München - Die italienische oder russische Mafia sind im Freistaat wenig aktiv, auch andere kriminelle Clans treiben nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) in Bayern zwar nicht ihr Unwesen.
Dennoch wurden im vergangenen Jahr im Freistaat 78 Ermittlungen im Bereich "Organisierte Kriminalität" (OK) geführt – so viele wie mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen (107 Verfahren) in keinem anderen Bundesland, teilten Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Montag mit. Das sei auf den hohen Verfolgungsdruck zurückzuführen. Man gehe dennoch von einer hohen Dunkelziffer aus, so Herrmann.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, warf Herrmann dagegen Versäumnisse in der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität vor. "Viel zu lange konnten sich Mafia-Clans ungestört in Bayern einnisten und ihren kriminellen Geschäften nachgehen", sagte sie. "Wichtig ist auch, dass wir das Dunkelfeld mafiöser Umtriebe in Bayern durchleuchten."
Größtes Geschäftsfeld besetzt Rauschgiftkriminalität
Von den 917 Tatverdächtigen hatten drei Viertel eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das unterstreiche den fast immer internationalen Charakter der OK, so Herrmann. Während das klassische Mafia-Land Italien im vergangenen Jahr nur 20 Tatverdächtige stellte, kamen 76 OK-"Mitarbeiter" aus der Türkei, 62 aus dem Irak, 60 aus Großbritannien, 57 aus Syrien und 32 aus der kleinen Republik Moldau.
Das größte Geschäftsfeld besetzte die Rauschgiftkriminalität, gefolgt von Schleuserorganisationen und allgemeiner Wirtschaftskriminalität (je 19,2 Prozent) sowie Eigentumskriminalität (neun Prozent). Der Rauschgifthandel mit Heroin, Kokain, Cannabis und synthetischen Drogen sei traditionell eines der lukrativsten Gewinnquellen der OK.
Am Dienstag werden das Landeskriminalamt (LKA) und das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West über den jüngsten Schlag gegen den internationalen Kokainhandel berichten, bei dem rund eine halbe Tonne Rauschgift mit einem Marktwert von 20 Millionen Euro sichergestellt wurden. Es war in Bananenkisten versteckt, berichtete Herrmann. Sechs Personen seien festgenommen worden.
Der durch OK verursachte Schaden ist im vergangenen Jahr massiv auf 169 Millionen Euro angestiegen (2017: zwölf Millionen Euro). Die Schadenssumme trieb ein großer Fall von Solarmodul-Schmuggel aus China um 36 Millionen Euro in die Höhe. Ausgebaut werden müsse die internationale Zusammenarbeit. Auch mit Nicht-EU-Ländern wie der Türkei funktioniere diese teilweise ganz gut, sagte LKA-Präsident Robert Heimberger.
So sei die türkische Polizei "Call-Centern" auf der Spur, die in Deutschland den Einsatz falscher Polizisten zum Ergaunern von Wertgegenständen einsetzten.
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