Ordensbruder gesteht sexuellen Missbrauch
Reichenbach - Erneuter Fall von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche Bayerns: In einer stationären
Behinderteneinrichtung der Barmherzigen Brüder im oberpfälzischen Reichenbach soll ein Ordensbruder sexuelle Kontakte zu mehreren
erwachsenen Bewohnern gehabt haben, wie die Ordensleitung in München bekannt gab.
Der Fall sei am Neujahrstag entdeckt geworden, bestätigte der Missbrauchsbeauftragte des Ordens, der Regensburger Rechtsanwalt
Klaus Luckow, am Dienstag der dapd auf Nachfrage. Ein Mitarbeiter der Einrichtung in Reichenbach habe die Leitung des Hauses und den
Orden informiert.
Bei dem Ordensbruder handelt es sich Luckow zufolge um einen Mann „im fortgeschrittenen Alter“. Der Frater habe gestanden, zu
insgesamt drei Bewohnern sexuelle Kontakte gehabt zu haben, zwei der Fälle lägen schon länger zurück. Der Mann habe die Vorfälle bei der
Staatsanwaltschaft freiwillig angezeigt, dort seien nun Ermittlungen aufgenommen worden.
Der betroffene Frater sei umgehend aus Reichenbach abgezogen worden. Er lebe nun „andernorts ohne Aufgabe“, wie die Ordensleitung
mitteilte. Für die betroffenen Bewohner habe man „eine besondere psychologische und soziale Betreuung“ eingeleitet. Der
Ordensprovinzial Frater Emerich Steigerwald zeigte sich „tief betroffen“ und bat um Entschuldigung bei den Betroffenen, Betreuern
und Angehörigen.
Die Barmherzigen Brüder betreiben in Reichenbach im Landkreis Cham ein Wohnheim mit Werkstätte für behinderte Menschen. Insgesamt
leben in der Einrichtung derzeit 430 Menschen, um sie kümmern sich insgesamt 680 Mitarbeiter. Der Ordenskonvent besteht nach dem Wegzug
des verdächtigen Fraters noch aus vier Brüdern. In ganz Bayern gibt es derzeit 40 Barmherzige Brüder.