Opfer Tilman T.: Es war nicht mal sein Fall
Dachau - Alle, die ihn kannten, beschreiben Tilman Turck als einen exzellenten Juristen. „Er war einer, dem alle Türen offen standen“, sagt ein Studienkollege. Hochbegabt, hochintelligent, ruhig und alles andere als arrogant. Als einer der Jahrgangsbesten hätte der 31-Jährige in die Forschung gehen oder Notar werden können.
Tilman Turck, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist – auch sie ist eine exzellente Juristin – ging in den Staatsdienst. „Er war äußerst beliebt und angesehen“, sagt Andrea Titz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II. Neben seiner Arbeit als Staatsanwalt für Wirtschaftsdelikte promovierte er über das Insolvenzrecht. Darüber hinaus gab er auch noch Abendkurse an einem juristischen Seminar.
Den Angeklagten Rudolf U. sah Tilman Turck am Mittwoch offenbar zum ersten Mal. Zwar war der junge Staatsanwalt öfter im Amtsgericht Dachau, doch mit dem Fall U. hatte Tilman Turck bis dahin nichts zu tun gehabt. Zwei Verhandlungstage hatten bereits stattgefunden. U. war wegen Betruges angeklagt, als Transportunternehmer hatte er 40000 Euro Sozialleistungen nicht gezahlt.
Am Mittwoch sollte der Prozess beendet werden. Seit Wochen war klar, dass es auf eine Bewährungsstrafe hinauslaufen würde, das wusste der Angeklagte. Wie häufiger üblich, wechselte der Staatsanwalt während des Prozesses. Für Mittwoch wurde Tilman Turck eingeteilt. Er stand einfach im Dienstplan – es hätte genauso gut einen seiner Kollegen treffen können.
Kaum war das Urteil gesprochen, zog Rudolf U. seine Waffe. Er schoss zuerst auf den Richter, den er verfehlte, dann aus nur etwa drei Metern Entfernung mehrmals auf Tilman Turck. Eine Kugel traf den Staatsanwalt zuerst ins Handgelenk und dann in die Hüfte, die zweite traf ihn in die Schulter. Auch eine Notoperation konnte ihn nicht mehr retten.
Der Richter: Ihn wollte der Täter umbringen
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