Oleg Popow: Clown-Weltstar feiert 80. in Franken

Der Jubilar lebt mit seiner Frau Gabrielle in Eglofstein.
von  Abendzeitung
Das Glück fürs Leben: Popow mit seiner 32 Jahre jüngeren Ehefrau Gabriele, die aus Lauf stammt.
Das Glück fürs Leben: Popow mit seiner 32 Jahre jüngeren Ehefrau Gabriele, die aus Lauf stammt. © Berny Meyer

Der Jubilar lebt mit seiner Frau Gabrielle in Eglofstein.

NÜRNBERG Der Zirkus ist sein Lebenselixier, der Publikumsbeifall hält ihn jung. Daher denkt Oleg Popow trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht im entferntesten ans Aufhören: „Solange ich denken kann und solange meine Beine laufen und sich meine Arme bewegen lassen, will ich Clown sein“, unterstreicht er.

Die letzte Tournee mit dem Großen Russischen Staatszirkus hat er gerade abgeschlossen, die nächste ist bereits in Planung. Über Popows Energie wundern sich auch seine Zirkus-Kollegen. Schließlich wird der Weltstar unter den Zirkusclowns am Samstag 80 Jahre alt – ein Alter, in dem andere schon seit 20 Jahren im Ruhestand sind.

Die Strapazen steckt Popow noch immer locker weg. „Das bin ich gewohnt. Zirkusleute sind das ganze Leben auf Reise“, wischt er Fragen nach seiner Belastbarkeit beiseite. Über die Gesundheit mache er sich keine Gedanken. Ein Geheimnis für seine Fitness im Alter habe er nicht. Dann fällt ihm doch noch was ein: „Wenn ich Ihnen einen Ratschlag geben darf: Ein Leben mit Humor und eine positive Lebenseinstellung trägt sicher zu einem langen Leben bei.“ Auch an Popows Markenzeichen hat sich in seinem mehr als 50-jährigen Clownleben nichts geändert. Mit seiner schwarz-weiß karierten Ballonmütze und der schlichten Moral seiner anrührenden Geschichten begeistert er noch heute sein Publikum.

Er gilt als der Zirkus-Poet

Berühmt wurde er mit dem von ihm geschaffenen neuen Clowntyp, der sich mehr an Charlie Chaplin als am „Dummen August“ orientiert. Die subtilen Pointen trugen ihm bald den Ruf des „Zirkus-Poeten“ ein. „Sein Humor ist naiv, sanft und verträumt. Bosheit oder Grausamkeit kennt er nicht“, urteilt etwa der Pantomime Marcel Marceau über Popows Auftritte.

Popow kommt bis heute ohne Klamauk aus. Er setzt stattdessen auf Situationskomik, lässt das Publikum mit ihm und nicht über ihn lachen ­ etwa wenn er in der Zirkus-Arena Sonnenstrahlen „einfängt“, um sie anschließend im Publikum „auszuschütten“. Unter seiner karierten Mütze und den semmelblonden Haaren wird immer auch der Mensch Popow sichtbar.

Popow selbst kam über Umwege zur Clownkarriere. Der 1930 in Witrubowo bei Moskau geborene Russe hatte zunächst eine Ausbildung als Setzer bei der Zeitung „Prawda“ begonnen. Bei einer sportlichen Jungarbeiter-Vorführung wurden Lehrer der staatlichen Zirkusschule auf ihn aufmerksam und empfahlen ihm eine Artisten-Ausbildung. Die ersten Jahre trat er als Schlappseiltänzer und Jongleur auf, bis er für den berühmten sowjetischen Clown Karrandasch einspringen musste ­ sein improvisierter Auftritt wurde zum Publikumserfolg.

Der Ruf an den weltberühmten Moskauer Staatszirkus, den er später über viele Jahre lang selbst leitete, folgte umgehend. Ein Gastspiel in der belgischen Hauptstadt Brüssel weckte bald auch das Interesse des Westens an Popow. Im politischen System der früheren Sowjetunion spielte Popow eine zwiespältige Rolle: Einerseits wurde er als hoch dekorierter Volkskünstler gefeiert, andererseits leistete er sich bei seinen Auftritten immer auch Parodien auf ordensbehängte Sowjet-Politiker. Nach dem Fall der Mauer trat er fast nur noch im Westen auf. Seit der Hochzeit mit seiner Mitarbeiterin Gabriele Lehmann 1992 lebt Popow in Egloffstein in der Fränkischen Schweiz. Hier, wo er endlich heimisch geworden ist, will er auch seinen Geburtstag feiern. Klaus Tscharnke

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