Ohne Job, aber nicht arbeitslos – so funktioniert’s

Die Nürnberger GPQ organisiert Transfer-Gesellschaften für Firmen, die ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können – Vermittlungsquote bei der AEG: 53 Prozent.
von  Abendzeitung
Demo bei der AEG – noch immer sind knapp die Hälfte der Beschäftigten ohne Job.
Demo bei der AEG – noch immer sind knapp die Hälfte der Beschäftigten ohne Job. © Berny Meyer

Die Nürnberger GPQ organisiert Transfer-Gesellschaften für Firmen, die ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können – Vermittlungsquote bei der AEG: 53 Prozent.

NÜRNBERG Grundig, Adtranz, AEG – wenn wieder mal hunderte Jobs den Bach herunter gehen, bekommt Gunther Wesche zu tun. Der 54-Jährige ist Projektleiter bei der Nürnberger Gesellschaft für Personalentwicklung und Qualifizierung (GPQ). Die GPQ organisiert so genannte Transfer-Gesellschaften, wie sie jetzt bei der Quelle-Krise zum Einsatz kommen sollen. Weit über 100 Firmen und rund 12.000 Beschäftigte hat die GPQ seit 1996 betreut.

„In der Regel sind wir schon dabei, wenn die Rahmenbedingungen ausgehandelt werden“, sagt Wesche. Maximal zwölf Monate können die Mitarbeiter in der Transfer-Gesellschaft bleiben. Danach droht die Arbeitslosigkeit. Die Agentur für Arbeit zahlt 60 Prozent des letzten Netto-Gehaltes als „Transfer-Kurzarbeitergeld“. Wer Kinder hat, bekommt 67 Prozent. „Wir empfehlen immer, dass die Firma das auf 80 Prozent aufstockt“, so Wesche.

Im Vorfeld macht die GPQ eine Kalkulation, denn auf das Unternehmen kommen weitere Kosten zu: Sozialversicherungs-Beiträge, Verwaltungs- und Betreuungskosten sowie der Aufwand, den die GPQ für die Integration und Qualifikation der ehemaligen Mitarbeiter treibt.

Seminare, Weiter-Qualifikation, Gespräche, Bewerbungs-Mappen

Grundsätzlich gibt’s am Anfang ein so genanntes „Profiling“. Die GPQ-Leute schauen sich den Werdegang des Mitarbeiters an, etwa ob es Qualifikationen gibt, auf die man aufbauen kann. Danach gehen die Menschen statt in die Werkhalle eben ins GPQ-Gebäude auf dem ehemaligen Triumph Adler Gelände (Fürther Str. 212). Bewerbungs- und Orientierungs-Seminare, Weiter-Qualifikation, Gespräche mit dem persönlichen Betreuer, Jobportal-Surfen, Bewerbungs-Mappen erstellen – „glauben Sie mir, die Zeit vergeht schnell“, so Wesche.

Und wie erfolgreich ist die GPQ? „Die Höhe der Vermittlungsquote hängt von verschiedenen Faktoren ab“, so Wesche. „Wie schaut der regionale Arbeitsmarkt aus, wie ist das wirtschaftliche Umfeld – und welche Qualifikation haben die Mitarbeiter?“ Von den 1358 AEG-Leuten, die er einst übernahm, sind heute 53 Prozent wieder in Lohn und Brot. Klingt nicht gerade imposant. „Aber wenn man bedenkt, dass die AEG-Leute zu 80 Prozent ungelernt waren, ist das mehr, als man erwarten konnte“, so Wesche.

Ob die Quelle-Mitarbeiter allerdings ein Jahr Zeit bekommen, ist äußerst fraglich. Das Geld, das die Firma für die Transfer-Gesellschaft ausgeben kann, könnte wesentlich schneller aufgebraucht sein.

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