„Ohne Delle geht es nicht aus“
Finanzkrise: Noch geht es der Wirtschaft in Mittelfranken gut, aber die Zuversicht sinkt. Früher oder später sind Beschäftigte aller Branchen betroffen.
NÜRNBERG Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste in der weltweiten Finanz- und Wirschaftskrise. Dazu machen die aktuellen Konjunkturdaten der Industrie- und Handelskammer in Mittelfranken noch verhältnismäßig gute Miene: Trotz „begründeter Unsicherheit“ ist die „Lage besser als die Stimmung“, kommentiert Volkswirtschaftsreferent Udo Raab die Ergebnisse.
Der Mehrheit der befragten Unternehmen geht es geschäftlich gut. Doch die Zuversicht, die noch zu Beginn des Jahres herrschte, ist verflogen. Bei Investionen und Beschäftungsplänen herscht „abwartende Zurückhaltung“, und die Blicke in die Zukunft sehen nicht rosig aus. Einen regelrechten Investitionseinbruch erlebt die Baubranche, und der Handel, ohnehin ein fränkisches Sorgenkind, will seine Angestelltenzahl noch einmal reduzieren.
Wübbenhorst rät zu Gelassenheit
Die Wirtschaftskrise wird früher oder später Beschäftigte aller Branchen treffen. Zwar wiegelt IHK-Präsident Klaus L. Wübbenhorst ab: „Der Arbeitsmarkt hinkt hinterher. Dieses Jahr rechnen wir nach wie vor mit einer leichten Verbesserung der Beschäftigungszahlen.“ Doch die bisherigen Schätzungen von bundesweit 3,3 Millionen Arbeitslosen 2009 wird sicher überschritten.
Franken trifft das besonders. Denn die Entwicklung seiner stark für den Export produzierenden Wirtschaft hängt entscheidend von einer Stabilisierung der Weltkonjunktur ab. Doch davon war in den knapp vier Wochen seit der Umfrage keine Spur.
Wübbenhorst rät zu Gelassenheit: „Wir sollten ein bisschen Optimismus bewahren, sonst wird die Panik Realität.“ Meldungen über ernsthafte Schwierigkeiten oder Firmenpleiten gäbe es noch keine. Dennoch muss der IHK-Chef zugeben: „Wenn wir heute noch einmal fragen würden, lägen die Zahlen alle etwas tiefer. Ohne Delle in der Bilanz wird die Krise nicht ausgehen.“ Schließlich ist mit einer Verteuerung der Kredite und einem zusätzlichen Investitionsrückgang zu rechnen.
Die nächste Konjunktur-Umfrage der IHK steht im Januar an. Dann wird sich zeigen, ob man tatsächlich von einer Delle sprechen kann oder von einer Abwärtskurve reden muss. GK
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