Oennings Mängel-Liste

Probleme in der Abwehr, schwache Nerven, mangelnde Verwertung bester Chancen und noch einiges mehr - sechs schwerwiegende Baustellen, die beim Club dringend geschlossen werden müssen. So sehen es die beiden Trainer.
von  Abendzeitung
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Illustration © Wolfgang Zink

NÜRNBERG - Probleme in der Abwehr, schwache Nerven, mangelnde Verwertung bester Chancen und noch einiges mehr - sechs schwerwiegende Baustellen, die beim Club dringend geschlossen werden müssen. So sehen es die beiden Trainer.

Arbeitssieg, Zittersieg – das 2:1 gegen Oberhausen war alles andere als eine glänzende Vorstellung. Besserung scheint also nicht in Sicht beim Club. „Warum soll ich den Sieg schlecht reden, wir haben gewonnen, in unserer Situation zählen nur die Punkte“, sagt FCN-Trainer Michael Oenning vor dem Gastspiel bei St. Pauli am Sonntag, 14 Uhr. Immerhin: Zum vierten Mal in Folge blieb Oenning mit seinem Team ungeschlagen, das macht Platz elf mit 13 Punkten. Aber Oennings Mängelliste ist umfangreich. Er sagt selbstkritisch: „Über die Art und Weise des Sieges können wir trefflich diskutieren.“

Baustelle Innenverteidigung: Beim 1:1 in Koblenz vertändelte Matthew Spiranovic vor dem Ausgleichstreffer den Ball. Oenning: „Ich mache ihn nicht zum Sündenbock, aber hat schwer auf die Ohren bekommen.“ Gebessert hat er sich nicht. Spiranovics dilettantisches Zweikampfverhalten führte gegen RWO zum 1:2-Anschlusstreffer. Und, zwischen ihm und José Goncalves klappt die Kommunikation nicht. Aber Oenning hat keine Alternativen, könnte höchstens einen aus der Regionalliga-Mannschaft bringen.

Baustelle Leistungsträger: Nur Keeper Raphael Schäfer wurde bisher den hohen Ansprüchen (und Gehältern) gerecht. Javier Pinola ist, trotz leichtem Formanstieg, nur ein Schatten seiner selbst. Ähnliches gilt für Marek Mintal. Er läuft viel, aber meist ohne erkennbares Ziel.

Baustelle Spielaufbau: Ballgeschiebe folgt meist ein langer Pass mit viel Risiko. Viel zu selten wird über mehrere Stationen sicher kombiniert. „Im Training ist es eigentlich in Ordnung, aber man muss es auch auf dem Platz umsetzen“, sagt Co-Trainer Peter Hermann. Oenning (noch) geduldig: „Wir gehen den Weg der kleinen Schritte.“

Baustelle Nervenkostüm: Als selbst ernannter Aufsteiger wird der Club als der „FC Bayern der Zweiten Liga“ gejagt. „Wenn jemand mit Druck nicht umgehen kann, muss er sich einen anderen Beruf suchen. Das muss ich schon abkönnen“, sagt Hermann und hat natürlich völlig Recht.

Baustelle Effektivität: Oenning gibt zu: „Unsere Chancenauswertung ist nach wie vor dürftig.“ Nur 13 Tore in zehn Spielen, da liegt ein gewaltiger Hund begraben.

Baustelle Boakye: Absolut kein Teamspieler, deshalb ein permanentes Ärgernis und fehl am Platze. Oenning versucht zu relativieren: „Eine Reizfigur gehört zum Fußball, das begleitet ihn schon die ganze Karriere. Er kann total begeistern, er kann aber die Leute auch total enttäuschen.“ Wie gegen Oberhausen. Kapitän Raphael Schäfer wollte Boakye kurz vor der Halbzeitpause fast an den Kragen, weil der wieder einmal seinen Gegenspieler laufen gelassen hatte. Aber Oenning will die Hoffnung nicht aufgeben. „Er macht Dinge, die andere nicht machen. Deshalb wird er uns noch nach vorne bringen.“

Bleibt nur die bange Frage: Wann? M. Hertlein/ERG

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