Oenning schon Kult

Bei den Club-Fans ist der Trainer anerkannt und respektiert. 350 FCN-Freunde feiern den Coach bei einer Versammlung des Bezirks drei frenetisch. Kompliment vom Steinberger Bürgermeister: „Er kommt einfach sympathisch rüber.“
von  Abendzeitung
Der kleine Club-Freund wollte das ultimative Aufstiegs-Versprechen vom Trainer. Oennings Antwort: „Ich verspreche dir, du wirst den Club noch in der Ersten Liga erleben.“
Der kleine Club-Freund wollte das ultimative Aufstiegs-Versprechen vom Trainer. Oennings Antwort: „Ich verspreche dir, du wirst den Club noch in der Ersten Liga erleben.“ © MH

STEINBERG - Bei den Club-Fans ist der Trainer anerkannt und respektiert. 350 FCN-Freunde feiern den Coach bei einer Versammlung des Bezirks drei frenetisch. Kompliment vom Steinberger Bürgermeister: „Er kommt einfach sympathisch rüber.“

Sogar musikalisch ist Club-Trainer Michael Oenning. Während Otto Scheer, legendärer Ober-Fan des Bezirks drei die Hymne „So wie einst Real Madrid“ mit hochrotem Kopf schmettert, singt der Club-Trainer tatsächlich mit – und dirigiert sogar. Bei der Passage „2010, Ihr werdet es schon seh’n, wird unser Club von Michael zum Meister gemacht“ muss der 43-Jährige allerdings lächeln.

Es ist Montagabend, 21.31 Uhr, Kronachtalhalle Steinberg, knapp sieben Kilometer hinter Kronach im tiefsten Oberfranken. Die „Club-Freunde Steinberg“ feiern ihr 15-jähriges Jubiläum, und Oenning hat seine allererste Fan-Veranstaltung voll im Griff. Erst gegen 22 Uhr lässt er sich von Vize-Präsident Siegfried Schneider nach Hause fahren. Mit im Auto sind auch die Profis José Goncalves und Ioannis Masmanidis.

Schon beim Einzug in die Halle gibt's Applaus

Zuvor hatten rund 350 Fans Oenning frenetisch gefeiert. Riesigen Applaus gab’s schon beim Einzug in die Halle zweieinhalb Stunden vorher, tosenden Beifall auch bei seiner Vorstellung: „Wir brauchen Geduld und Spucke. Es ist noch keine Mannschaft nach dem zehnten Spieltag aufgestiegen. Aber ich hoffe, dass unser Aufwärtstrend nach dem Sieg gegen Freiburg anhält.“

Oenning, eingekeilt zwischen Scheer und Goncalves, weiß eben, was die Leute hören wollen. „Ich war nicht nervös, habe ja schon ein paar Tage im Hörsaal doziert“, lacht er. Stets höflich, auskunftsfreudig und mit einer Engelsgeduld präsentiert sich der Trainer. Nur einmal wird er barsch. „Wollt ihr parallel Interviews führen? Ich rede hier. Oder ihr, dann höre ich auf“, beschied er dem Team von TV Oberfranken.

„Er kommt einfach sympathisch rüber“, lobt auch der örtliche Bürgermeister Wolfgang Förtsch den Coach. Auch Lokaljournalistin Heike Schülein gesteht: „Ich finde ihn richtig gut.“ Oenning gibt die Komplimente zurück. „So viele Fans habe ich nicht erwartet. Schon erstaunlich, wie groß die Identifikation mit dem Club hier ist.“

"Unser Abstieg war fragwürdig"

Das Spektakel für Oenning, beginnt mit dem Eintrag ins Goldene Buch im Rathaus Steinberg. „Lieber Otto, wer so positiv verrückt ist, den muss man einfach mögen und unterstützen“, schreibt Oenning, bevor es in der Kronachtalhalle ernst wird – als beispielsweise die schwachen Standardsituationen hinterfragt werden. Auch Oenning gibt zu, damit nicht einverstanden zu sein. Aber er hat auch noch ein Bonbon für die Fans. „Unser Abstieg war der fragwürdigste, den es je im Fußball gegeben hat.“ Das ist Balsam für die Club-Seele. Ebenso wie der Satz: „Wir arbeiten hart für den Erfolg.“

Ein kleiner Junge will von Oenning prompt das ultimative Aufstiegsversprechen. Doch da zögert der Trainer. „Das ist so eine Sache. Aber ich verspreche Dir, dass Du den Club noch in der Ersten Liga erleben wirst.“ Mit Oenning, sollte sich der Wunsch eines weiblichen Fans erfüllen. „Ich möchte sie als Trainer weiter mögen dürfen – und zwar die nächsten 15 Jahre.“ Da errötet Oenning leicht. „15 Jahre halte ich für verwegen, wenngleich ich es genießen würde.“ Schon wegen der Volksnähe. „Wenn Sie mich sehen, wechseln Sie nicht die Straßenseite, sondern kommen Sie auf mich zu.“ Das kommt richtig gut an. Spätestens jetzt hat Oenning alle auf seiner Seite. Entsprechend sein Fazit: „Es hat viel Spaß gemacht.“ Matthias Hertlein

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