Oenning in Not

NÜRNBERG - Alarmstufe Rot in der Abwehr, Club sucht verzweifelt nach Innenverteidigern. José Goncalves am Rücken verletzt. Mit Spiranovic jetzt nur noch ein gesunder Decker - und der ist in Australien. Profi-Taufe für Amateur Dominic Maroh?
Heute noch einmal frei nach dem dreitägigen Mini-Trainingslager in Bad Gögging. Doch ab morgen gilt beim Club: Volle Konzentration auf die Freitag-Hausaufgabe gegen den SC Freiburg. „Wenn wir nicht das entsprechende Ergebnis einfahren“, weiß Manager Martin Bader, dass ein Sieg, „egal wie“, Pflicht ist gegen den Zweiten der Zweiten Liga, „dann war alles Makulatur, was wir zuletzt gemacht haben.“ Fragt sich nur, mit welchem Personal die aufstiegswilligen FCN-Kellerasseln die Wende endlich einleiten wollen?
Es herrscht Abwehr-Alarm. Hauptsächlich die Besetzung der beiden Innenverteidiger in der Viererkette bereitet Trainer Michael Oenning erhebliche Sorgen. Beim Test am Samstag vor 372 Zuschauern und einer beschäftigungslosen Hundertschaft der Polizei gegen Drittligist Bayern München II (1:1) verletzte sich ausgerechnet Torschütze José Goncalves am Rücken. „Die Auswechslung war eine Vorsichtsmaßnahme“, erwartet Bader „keine größeren Komplikationen.“ Abwarten.
Viele Fragezeichen - noch keine Antworten
Schließlich sind die Fragezeichen größer als die Optionen. Wie heftig zwickt es José wirklich? Welche Form hat Aleksandar Mitreski nach seinem Bandscheibenvorfall? Könnte Allrounder Peter Perchtold oder Rechtsverteidiger Dominik Reinhardt in die Bresche springen? Stellt Oenning auf eine Dreierkette um? „Nur, weil Dominik in der deutschen U-21 auf dieser Position eingesetzt wurde, ist er noch lange kein Innenverteidiger für mich“, sagt Oenning. Und spricht auch Perchtold „andere Qualitäten“ zu. Das System sieht er generell „nur als variablen Handlungsplan während eines Spiels“.
Somit verfügt Oenning in Matthew Spiranovic nur noch über einen gesunden Decker. Und der bereitet sich momentan auf dem fünften Kontinent mit Australien auf den WM-Quali-Kick gegen Katar am Mittwoch vor. „Wir hoffen, dass er noch aus dem 18er-Kader gestrichen wird“, sagt Bader im Club-Interesse nach einem „positiven Telefonat“ mit Australiens Coach Pim Verbeek – mit dem Oenning einst als Assistent unter Cheftrainer Dick Advocaat in Gladbach zusammengearbeitet hatte.
Silberstreif am Horizont für die Stürmer-Fraktion
Oder erhält gegen Freiburg Amateur Dominic Maroh die Profi-Taufe? Dem 21-Jährigen, 90 Minuten gegen Bayern II dabei, wurde von allen Seiten „ein sehr, sehr ordentlicher Auftritt“ bescheinigt. Auch Offensivkraft Markus Fuchs, mit sechs Toren zweitbester Ballermann in der Regionalliga, war im zweiten Akt unübersehbar dabei. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Oenning ist um die zu treffenden Entscheidungen nicht zu beneiden.
Wenigstens zeichnet sich in der Abteilung Attacke ein Silberstreif am Horizont ab. „Das Selbstvertrauen bringt er hoffentlich mit nach Nürnberg zurück“, sagt Bader über Angelos Charisteas, bei dem im WM-Qualifikationsspiel seiner Griechen gegen Moldawien (3:0) der alte Torriecher Renaissance feierte. Gleich zwei Mal ließ es „Harry“ krachen, hat aber am Mittwoch noch das Spitzenspiel in Gruppe zwei gegen die von Ottmar Hitzfeld trainierten Schweizer vor der Brust. Ebenfalls noch auf Tour ist Marek Mintal, der beim 3:1 der Slowakei in San Marino bereits nach 62 Minuten ausgewechselt wurde und am kommenden Mittwoch noch gegen Polen ran muss. Markus Löser