Oberpfälzer Chaos-Truppe bläst ganz Franken den Marsch

Anfangs war es nur ein Faschingsscherz – jetzt gehört die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ zur fränkischen TV-Fastnacht.
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Bei der „Altneihauser Feierwehrkapell'n“ herrscht selten Disziplin.
bayernpress.com Bei der „Altneihauser Feierwehrkapell'n“ herrscht selten Disziplin.

Anfangs war es nur ein Faschingsscherz – jetzt gehört die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ zur fränkischen TV-Fastnacht.

WINDISCHESCHENBACH Er ist Trompeter, angeblich ein Oberpfälzer Feuerwehrkommandant und lästert über alles und jeden – besonders gern über die Franken. Mit einer skurrilen Mischung aus Kabarett, Satire und Platzkonzert hat Norbert Neugirg (48), der Kopf der „Altneihauser Feierwehrkapell'n“ aus Windischeschenbach, seine Combo zu einer bekannten Chaos-Truppe gemacht. Was einst als Faschingsscherz begann, ist mittlerweile ein professioneller Kulturbetrieb, der in ganz Deutschland auftritt.

Obwohl oder gerade weil Neugirg bevorzugt die Nachbarn in Nordbayern aufs Korn nimmt („Wer Franken kennt, liebt's auch von fern“), gehören die neun musikalischen Altbayern inzwischen auch zum Stammpersonal der beliebten Prunksitzung „Fastnacht in Franken“ in Veitshöchheim, die das Bayerische Fernsehen am 13. Februar live überträgt (19 Uhr). „Obwohl wir die Franken regelmäßig beleidigen, holen die uns immer wieder“, staunt Neugirg selbst – und schließt daraus: „Denen gefällt das!“

Entstanden ist die bunte Truppe bereits 1985. Damals war Neugirg mit einigen Kameraden aus der Jugendblaskapelle als Feuerwehr verkleidet zum Faschingsball marschiert. „Feuerwehr ist in Bayern allgegenwärtig“, erklärt Neugirg. Mit einem kleinen Programm sorgten die Musiker für Gaudi. Acht Jahre später wurde die Gruppe dann erstmals für eine private Party engagiert. Den Namen liehen sich die Feierabend-Künstler von der Burg Alt Neuhaus. Die einstige Burganlage ist allerdings schon im Mittelalter verfallen, heute gibt es an ihrer Stelle ein Biotop.

Der schlampigste Exportartikel des Oberpfälzer Waldes

Ähnlich desolat wie die Namensgeberin präsentiert sich auch die „Feierwehrkapell'n“. Wenn die neun Uniformträger zu ihren Instrumenten greifen, herrscht selten Disziplin, auch wenn Neugirg mit Kräften versucht, seinen „Haufen“ zusammenzuhalten. Bei den eineinhalbstündigen Auftritten gibt es kleine Ständchen, Theater und allerlei Clownereien, und insbesondere trägt der Feuerwehrchef seine Verse vor. Diese Mischung sei eigentlich aus der Not geboren, sagt Neugirg. „Wir sind alles Amateure und können relativ schlecht spielen, das mussten wir kompensieren.“ Deshalb sei die Idee mit den Texteinlagen entstanden. „Wir sagen: Leute, wir können es nicht besser!“ Wenn Neugirg trocken seine Reden hält, schlagen sich die Zuhörer oft vor Lachen auf die Schenkel. Nur einer bleibt todernst - das ist Neugirg selbst. Der verzieht keine Miene und verrät das Geheimnis: „Ich finde das ja gar nicht so lustig.“ Wenn Neugirg reimt, bekommt beispielsweise der örtliche Landtagsabgeordnete sein Fett weg: „Er ist in München unser Mann, weil man ihn hier entbehren kann“, ätzt der Kommandant. Natürlich macht er auch vor dem eigenen Unvermögen nicht halt: „Wer im Leben sonst nichts kann, der fängt auf Blech zu blasen an“, berichtet er über seinen künstlerischen Werdegang.

Dabei hatte Neugirg ursprünglich einen durchaus seriösen Job, war Lagerist in der Porzellanindustrie. Nachdem die Anfragen für Auftritte der „Feierwehrler“ aber immer mehr wurden, machte er das Hobby zum Beruf. „Seit acht Jahren bin ich hauptberuflicher Gaukler.“ Allerdings sind die anderen acht Ensemblemitglieder weiterhin Amateure, die nur in ihrer Freizeit auftreten können. „Wir haben mehr Anfragen als wir spielen können“, sagt Neugirg. Zwischen 40 und 60 Konzerte pro Jahr gibt die Combo dennoch. Das reicht von Geburtstagsfesten über Firmenjubiläen bis zu öffentlichen Auftritten in ausverkauften Hallen.

Neugirg bezeichnet seine Truppe als „schlampigsten Exportartikel des Oberpfälzer Waldes“, betont allerdings gleichzeitig, dass die „Altneihauser Feierwehrkapell'n“ den ostbayerischen Bezirk im Rest des Landes richtig bekannt mache: „Die Oberpfalz ist bisher in Bayern nicht vorgekommen, und jetzt schaun die Menschen, wo die Verrückten herkommen.“

Ulf Vogler

Mehr über den Kommandanten der „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Mittwoch, 11. Februar.

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