Oberarzt unter Verdacht: Missbrauchte er kleine Mädchen?

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 49-Jährigen Narkosearzt Joachim S. Der Verdacht: Er soll sich in seinem Büro im Krankenhaus an kleinen Mädchen vergangen haben - angeblich für wissenschaftliche Studien.
AMBERG Joachim S. war Mediziner mit Leib und Seele: Seit neun Jahren Narkosearzt am Amberger Klinikum, leitender Notarzt und Vorsitzender des Rettungszentrums. Die Nachbarn kannten ihn als liebevollen Ehemann und Vater eines Sohnes (7) – das ist die eine Seite. Die andere Seite ist eine ganz dunkle: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 49-Jährigen wegen Missbrauchs von Kindern. In seinem Büro im Krankenhaus soll er sich an kleinen Mädchen vergangen haben.
Nach Angaben der Kripo soll der Arzt die zehn bis 13 Jahre alten Kinder für eine angebliche wissenschaftliche Studie in sein Büro bestellt und die Mädchen dazu gebracht haben, sich vor ihm auszuziehen. Dann soll er sich an ihnen vergangenen haben.
„Die genaue Zahl der Opfer steht noch nicht fest“, sagte Polizeisprecher Peter Krämer. Die Ermittler gingen aber von fünf bis zehn Schülerinnen aus. Bislang ist unklar, ob es neben unsittlichen Berührungen auch zu schwererem Missbrauch kam. Joachim S. schweigt. Weitere Vernehmungen stehen an.
Eine Frau aus dem Bekanntenkreis des Arztes hatte sich an den Klinikumvorstand Wilhelm Daller gewandt und ihm von den sexuellen Übergriffen erzählt. Sie hoffte, Joachim S. so – ohne Einschalten der Polizei – zu einer Therapie bringen zu können. Daller alarmierte jedoch sofort die Polizei. S. wurde vom Dienst suspendiert, bekam Hausverbot. Inzwischen ist er aufgrund fehlender Flucht und Verdunklungsgefahr wieder auf freiem Fuß.
Die Nachbarn sind entsetzt: „Ein komisches Gefühl, vor allem, wenn man selbst Kinder hat. Er war immer so freundlich, lustig, hilfsbereit. Ich war mir bei den ersten Gerüchten sicher, dass es eine Verwechselung ist. Dem Joachim hätte ich das nie zugetraut. . .“
A. Uhrig/S. Will