Obacht, Derby!
NÜRNBERG - 300 Polizisten und 350 Ordner sollen Ausschreitungen verhindern. Einsatzleiter Kurt Benisch rät den rund 4000 Fürther Fans: Fahrt mit der U-Bahn. Auch der „Adler“-Trip einiger Kleeblat-Anhänger bereitet den Beamten Kopfzerbrechen
Knapp über 40000 von insgesamt 45987 verfügbaren Karten sind bislang für das fränkische Gipfeltreffen am Sonntag zwischen dem Club und dem Kleeblatt aus Fürth verkauft worden. Doch schon jetzt herrscht Alarmstufe 1 vor dem 252. Duell der Erzrivalen.
Sonder-U-Bahn zum Stadion
„Derby is war“ hatten bislang unbekannte, von der Spielvereinigung angezeigte FCN-Sympathisanten den grün-weißen Nebenbuhlern vor knapp vier Wochen als drohende Botschaft an der Nordtribüne des Ronhofs hinterlassen. Fußball als Kriegsspiel? Die Einsatzkräfte sind auf mögliche Ausschreitungen jedenfalls vorbereitet. 300 Polizisten, größtenteils aus der Spezialeinheit USK (Unterstützungskommando) rekrutiert, neun „szenekundige Beamte“ (sechs aus Nürnberg, vier aus Fürth) sowie 350 Ordner sollen für einen möglichst reibungslosen Ablauf sorgen.
Einsatzleiter Kurt Benisch legt den erwarteten 4000 SpVgg-Anhänger „einige Verhaltensregeln dringend ans Herz“: Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausschließlich mit der U-Bahn, ein Sonderzug fährt hierfür gegen 11.30 Uhr ab der Station „Fürther Hauptbahnhof“ ohne Zwischenhalt bis zum „Messezentrum“.
Von dort lässt Benisch bis zum von drei auf vier Blöcke aufgestockten Gästebereich Beamte zur Absicherung der Fürther Spalier stehen. „Wer mit dem Auto kommt“, empfiehlt Benisch, „soll jegliche Provokation von Club-Fans tunlichst unterlassen.“ Benisch weiß, dass Steine oder Flaschen schnell zu unkalkulierbaren Wurfgeschossen werden können.
Zusätzliche Brisanz durch Schmierereien im Ronhof
Zähneknirschend akzeptiert der Einsatzleiter, dass sich ein Fürther Fanklub mit einem geschmückten Adler-Nachbau auf die Reise machen wird. „Ich kann es nicht verbieten“, weiß Benisch, dass ihm die Aktion, „die auf wenig Gegenliebe stoßen wird“, andernorts einsetzbares Personal kostet. „Da will sich einer von den unseren wieder mal ins Rampenlicht stellen“, schüttelt auch Wolf Nanke nur mit dem Kopf. Der Fürther Fanbeauftragte weiß um die Brisanz, die ja nicht erst seit den Schmierereien im Ronhof gegeben ist: „Da mussten wir bei unseren Fanklubs schon gewaltig auf die Bremse drücken, damit sie ihre Rachegelüste hoffentlich nur rein verbal ausdrücken.“
Wobei einige Fürther in der Vergangenheit auch durch hirnloses Gekritzel aufgefallen waren. Im September 2003 „verzierten“ bis heute ebenfalls Unbekannte in Nürnberg den Eingangsbereich Nordost mit teilweise rassistischen Entgleisungen. Was dieses Mal unmöglich scheint. Das gesamte Areal ist in die Polizeirouten verstärkt einbezogen, zudem laufen Sicherheitskräfte mit speziell ausgebildeten Hunden rund um die Uhr Patrouille.
Benisch hofft auf Unentschieden
„Dass ein bisschen mehr gemacht wird vor dem Derby, ist normal“, sagt Jürgen Bergmann. Der FCN-Fanbeauftragte geht von einem relativ ruhigen Sonntagnachmittag aus. Wobei es „natürlich etwas anderes ist, als wenn wir 20 Gästefans aus Oberhausen im Stadion haben“.
Benischs Wunsch: „Die Cluberer sollen sich bitte als gute Gastgeber verhalten, die Fürther als gute Gäste.“ Und: „Mit einem Unentschieden könnten beide Lager sicherlich ganz gut leben.“Markus Löser