Obacht: Cholesterin-Falle!

Nürnberger Expertin schlägt Alarm: Moderne Fettsenker aus dem Supermarkt können gesunde Menschen krank machen.
von  Abendzeitung

Nürnberger Expertin schlägt Alarm: Moderne Fettsenker aus dem Supermarkt können gesunde Menschen krank machen.

NÜRNBERG Das geliebte Schäufele, der Sonntags-Schweinsbraten – während uns dabei das Wasser im Mund zusammenläuft, schlägt das Ernährungs-Gewissen Alarm: Cholesterin! Wie gut, dass es jetzt Margarine, Käse, Joghurt-Drinks, Milch und Brot im Supermarkt gibt, die den Fettspiegel im Blut wieder sinken lassen! Doch die Ernährungs-Wissenschaftlerin Katja Wittmann (28) von der Nürnberger Verbraucherzentrale warnt: Das vermeintlich „gesunde“ Designer-Essen kann uns krank machen!

Die Fettsenker aus dem Supermarkt, Lebensmittel mit Pflanzensterin-Zusatz, schienen die Wunderwaffe im Kampf gegen Herzinfarkt und Schlaganfall zu sein. Nachweislich lässt sich durch regelmäßigen Verzehr dieser Lebensmittel der Cholesterin-Spiegel um bis zu zehn Prozent senken. Die wirksame Menge von 2-3 Gramm Pflanzensterinen sind bereits in einer Flasche Joghurt-Drink (100 ml) oder 25 Gramm Margarine enthalten.

Aber: Viele Verbraucher haben überhaupt keinen erhöhten Cholesterin-Spiegel, so eine bundesweite Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) – von über 1000 Käufern konsumierte fast die Hälfte (45 Prozent) die Fettsenker, obwohl sie gar kein Blutfett-Problem haben.

"Diese Lebensmittel wirken wie Medikamente"

Mit möglicherweise fatalen Folgen. „Pflanzensterine hemmen die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen, vor allem von Beta-Carotin“, so die Expertin Katja Wittmann. Aus dem Beta-Carotin gewinnt der Körper aber u. a. das lebenswichtige Vitamin A. Dann schnappt die Cholesterin-Falle zu, denn ein Vitamin-Mangel kann beispielsweise zu Sehstörungen führen. Schwangere sollten auf keinen Fall zu Cholesterin-Killern greifen, weil sie die Entwicklung des Embryos stören können. Auch für stillende Frauen gilt: Hände weg, die Fettsenker beeinträchtigen die Hirn-Entwicklung ihres Babys. Auch für Kinder unter fünf Jahren sollten sie tabu sein, weil deren Vitamin-Bedarf besonders groß ist. Selbst für Menschen, die tatsächlich einen überhöhten Blutfett-Spiegel haben und ihn mit Designer-Lebensmitteln senken wollen, gilt: Steuern sie mit viel Obst und Gemüse einem Carotinoid-Mangel im Blut entgegen.

„Grundsätzlich sollte man seinen Arzt konsultieren, bevor man diese Lebensmittel zu sich nimmt“, so Katja Wittmann. Patienten, die bereits cholesterinsenkende Medikamente nehmen, sollten aber besonders vorsichtig sein – die angereicherten Lebensmittel und die Medikamente könnten sich in ihrer Wirkung verstärken.

Den Verbraucherzentralen ist es deshalb nicht genug, dass die Pflanzensterin-Produkte gekennzeichnet sind. Katja Wittmann: „Wir fordern, dass diese Produkte im Supermarkt nicht mehr direkt neben den normalen Lebensmitteln platziert werden. Sie wirken wie Medikamente und sollten auch so behandelt werden.“

W. Vennemann

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