Obachlosen-Pensionen: Stadt gegen skrupellose Vermieter

Sozialreferat und Gesundheitsamt schalten sich ein: Vier Sozialpädagogen betreuen Obdachlose, die Betreiber müssen nun einen Hygieneplan einhalten.
von  Abendzeitung

Sozialreferat und Gesundheitsamt schalten sich ein: Vier Sozialpädagogen betreuen Obdachlose, die Betreiber müssen nun einen Hygieneplan einhalten.

NÜRNBERG Löcher in der Decke, Schimmel an den Wänden und zerbrochene Fensterscheiben, die Toilette in einem erbärmlichen Zustand, und der Wasserhahn in der Küche funktioniert nicht: Wohnung kann man dieses 15 Quadratmeter große Loch nicht nennen. Trotzdem wird es vermietet. 526 Euro im Monat verlangt der skrupellose Wirt der Obdachlosen-Pension vom Sozialamt.

Heidi K., die nach einer Drogentherapie mit ihrem Mann Patrick und ihrem Hund Goliath hier untergekommen war, schlug Alarm. Nachdem die AZ über die skandalöse Unterbringung der obdachlosen Hartz IV-Empfängerinberichtete, wurden die Beamten im Sozialreferat aktiv.

Ab Oktober kümmern sich jetzt Sozialpädagogen um die 50 Bewohner und 20 Hunde, die in der Pension untergebracht sind. So will Sozialreferent Reiner Prölß (SPD) sicherstellen, dass den Bewohnern schnell geholfen werden kann. Zudem waren Hygiene-Berater aus dem Gesundheitsamt inzwischen vor Ort und haben die Betreiber über die Mindeststandards informiert.

1400 Nürnberger leben in Obdachlosen-Unterkünften

„Es wurde ein Putzplan für Küche, Toiletten und Aufenthaltsräume festgelegt, dessen Einhaltung wir auch regelmäßig kontrollieren“, versichert Dieter Maly, der Chef des Sozialamts. „Für die Sauberkeit in den Zimmern sind die Bewohner jedoch selbst verantwortlich.“ Eine Schließung der Pension in der Südstadt kam für die Sozialverwaltung jedoch trotz der schlimmen Zustände nie in Frage. „Das ist die einzige Obdachlosen-Pension, die Tiere aufnimmt. Wenn wir sie schließen, würden Menschen und Tiere auf der Straße landen“, so Prölß.

Doch die Stadt ist gesetzlich verpflichtet Menschen Obdach zu geben. 1400 Nürnberger leben derzeit in Obdachlosen-Unterkünften. In einem Pilot-Projekt sollen nun in vier der zwölf Pensionen (240 Plätze) insgesamt vier Sozialpädagogen von Caritas und Stadtmission helfen, dass die Obdachlosen ihr Leben wieder in den Griff bekommen – und dann möglichst schnell in eine normale Wohnung umziehen können. 270.000 Euro stehen dafür pro Jahr zur Verfügung.

„Das Geld ist für die Betreuung besser angelegt als in den Betrieb einer städtischen Obdachlosen-Pension“, erläutert Prölß. Es war zwar geplant, den ehemaligen Kulturladen Rothenburger Straße als Obdachlosen-Pension zu betreiben. Doch das hätte sich nicht gerechnet. Prölß überweist das Geld lieber weiterhin an private Betreiber.

M. Reiner

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