"Nur Fußball und Glück"
LEOGANG - Neuzugang Daniel Brückner ist einer der Gewinner der Fürther Vorbereitung. Trainer Benno Möhlmann hält viel vom Halb-Algerier: "Er kann mehr."
Scharf, schärfer, Daniel Brückner. Die Flanken des Neuzugangs von Rot-Weiß Erfurt gehören zu den gefährlichsten Offensivwaffen, die das Kleeblatt heuer zu bieten hat. Das bekamen auch die rustikalen Verteidiger von Plymouth Argyle beim ersten Testspiel (1:1) der Fürther im Leoganger Trainingslager zu spüren, denen der Flügelflitzer regelmäßig davon lief. Denn seine scharf angeschnittenen Hereingaben sorgten regelmäßig für mächtig Alarm im Strafraum der Engländer.
Auch Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann schätzt die Qualitäten des Halb-Algeriers, sieht aber bei ihm noch viel Luft nach oben: „Ich kenne Daniel schon länger und weiß, er kann noch mehr.“ Trotz aller Stärken nach vorne: „Im Defensivbereich muss Daniel noch an sich arbeiten." Auch die hohe Fehlpassquote ist laut Möhlmann noch deutlich verbesserungswürdig.
Daniel zählt zu den Fürther Gewinnern
„Aber das wird schon noch“, gibt sich der akribische Kleeblatt-Coach optimistisch. Fakt ist jedenfalls: Das ruhige Nordlicht, geboren ist Daniel in Rostock, zählt schon jetzt zu den Gewinnern der Vorbereitung. Ein ganz neues Gefühl für Brückner, der bisher eher die Schattenseiten des Lebens kennengelernt hatte. Vor zwei Jahren starb seine Mutter Andrea – und auch sonst hatte es der ruhige Glatzkopf nicht immer einfach.
Der DDR kehrte die Familie 1985 den Rücken und wanderte in die Heimat seines Vaters Harrag nach Algerien aus. Der nächste Kulturschock folgte kurz darauf: Nur ein Jahr später verschlug es die Brückners in die Weltstadt Hamburg. Ausgerechnet ins Viertel Eimsbüttel, den Multikulti-Schmelztigel der Hafenstadt. „Das war schon nicht ganz leicht“, erinnert sich Daniel. Damals wie heute hatten Jugendbanden das Viertel fest im Griff. Das Geld war knapp.
Daniel musste kämpfen, wollte raus. Und sein Ticktet war der Fußball. Brückner: „Ich hab' eben alles auf eine Karte gesetzt." Und gewonnen. Werder Bremen klopfte an und verpflichtete den Jungen aus der grauen Hochhaussiedlung für die Amateurmannschaft. Die zweite Station war dann Erfurt. „Ich hatte nur den Fußball und Glück“, sagt Brückner.
Ghetto-Sound aus den USA ist Brückners Ding
Auch wenn der 27-jährige nicht mehr gern über die Zeit in Eimsbüttel spricht, so hat sie ihn doch bis heute stark geprägt. Aus der Zeit stammt auch sein Faible für Hip-Hop. Der Ghetto-Sound aus den USA ist genau Daniels Ding. „Den deutschen Spaß-Hip-Hop mag ich nicht so“, betont Daniel. Eher dann noch die Texte der französischen Rapstars wie „IAM“ oder „NTM“.
Dank seiner algerischen Wurzeln versteht Daniel die Sprache, sprechen kann er sie jedoch nicht. „Auf französisch kann ich nur schimpfen“, grinst Daniel. Und das nicht zu knapp. Denn der ehrgeizige Linksfuß ist mit sich selbst noch nicht recht zufrieden: „Es läuft noch nicht so, wie ich mir das vorstelle.“ Umso mehr will er jetzt im Training Gas geben. Vollgas, versteht sich.
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