Nur 230 Nürnberger gaben freiwillig ihre Waffe ab...

...und geschätzte 120.000 Knarren sind weiter in der Stadt. Nach dem Amoklauf von Winnenden wollte man ihre Zahl reduzieren - vergeblich...
NÜRNBERG Die Waffenbesitzer in Nürnberg wollen auf ihre „Schießeisen“ nicht verzichten. Lediglich 230 Waffen wurden in diesem Jahr freiwillig zurückgegeben. Nach dem irren Amoklauf von Winnenden, bei dem ein Schüler 15 Menschen und sich selbst erschoss, hatte man von Seiten des Ordnungsamtes mit einer viel höheren Zahl gerechnet. Vor allem auch, weil illegalen Waffenbesitzern bei einer Rückgabe Straffreiheit zugesichert wird.
Bei der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Recht, Wirtschaft und Arbeit musste der zuständige Abteilungsleiter des Ordnungsamtes, Robert Pollack, eine deutliche Zahlenkorrektur vornehmen – und eine Panne einräumen. „Offensichtlich wurden Fehler gemacht, als die manuell erstellten Karteikarten elektronisch erfasst wurden“, erklärte er.
Erschreckend: Auf eine angemeldete kommen zwei illegale Waffen
War man bisher davon ausgegangen, dass mehr als 10.000 Nürnberger rund 50.000 Waffen in Besitz haben, sind es Pollacks Angaben zufolge in Wirklichkeit nur rund 8000, die sich 40.000 Waffen eintragen ließen. Doch auch hier wurde offensichtlich geschlampt. Pollack: „Relativ häufig decken sich die in der Datei verzeichneten Waffen nicht mit dem tatsächlichen Bestand.“
Ebenfalls als Folge der Tragödie von Winnenden hat das Bayerische Innenministerium angeordnet, von den Waffenbesitzern einen Nachweis über die sichere Aufbewahrung ihrer Waffen zu verlangen – und sie regelmäßig ohne Voranmeldung zu kontrollieren. Doch um dies schnell umzusetzen, fehlt dem Ordnungsamt schlichtweg das Personal. Selbst die vorgesehene Versendung eines Fragebogens an alle Waffenbesitzer kommt wegen des personellen Engpasses nur stockend in Gang. Bisher sind lediglich 800 Fragebögen verschickt worden – mit dürftiger Resonanz. „Nur knapp die Hälfte der Waffenbesitzer hat den Fragebogen bisher zurückgeschickt“, erklärte Pollack.
Dem Lesen von Kaffeesatz kam die Beantwortung einer SPD-Anfrage gleich. Die Fraktion wollte von der Stadt wissen, wie viele Waffen die Nürnberger illegal in ihrem Besitz haben. Das Ordnungsamt geht davon aus, dass bis zu zwei illegale Waffen auf eine angemeldete kommen. Das wären etwa 80.000 Stück. hr