Nürnbergs toter Star-Maler: Bizarrer Streit um sein Erbe
Auf dem Johannisfriedhof, wo viele namhafte Persönlichkeiten beerdigt sind, hat auch Oskar Koller (†78), einer der bekanntesten Künstler Nürnbergs, seine letzte Ruhestätte gefunden. Still um ihn ist es trotzdem nicht geworden. Dafür sorgt schon allein der gnadenlose Streit seiner beiden Kinder, die sich bis aufs Blut bekriegen.
NÜRNBERG Wie so oft geht es auch in diesem Fall ums Geld. Um sehr viel Geld...
Noch vor seinem Tod im Jahr 2004 hat Oskar Koller eine Stiftung gegründet, die seine Millionen schwere Hinterlassenschaft, bestehend aus Immobilien und mehr als 10000 Kunstwerken, verwalten soll. Darüber, welche seiner Bilder veräußert werden dürfen, entscheidet der siebenköpfige Vorstand der Stiftung, in dem auch der Sohn und die Tochter Kollers sitzen. Dem Willen ihres Vaters entsprechend gehören dem Gremium beide auf Lebenszeit an.
Die ersten nach außen hin sichtbaren Turbulenzen zwischen seinen Kindern setzten schon vor dem Tod Kollers ein, als dem Sohn zunächst die Vormundschaft über seine schwer kranke und in einem Pflegeheim lebende Mutter und dann auch noch über seinen Vater gerichtlich zugesprochen wurde. Die Tochter, fühlte sich daraufhin ausgegrenzt.
Am Tag von Oskar Kollers Tod explodierte der Streit
Der Streit zwischen den Geschwistern explodierte dann jedoch am Tag von Oskar Kollers Tod. Da erschien die Tochter des Malers bei der Polizei und erstattete eine Anzeige gegen ihre Schwägerin. Folge: Die Staatsanwaltschaft leitete aufgrund undurchsichtiger Umstände beim Tod Kollers Ermittlungen wegen Mordverdachts ein. Der Künstler, so stand im Raum, sei vergiftet worden.
Sich widersprechende Gutachten hinsichtlich der Bedeutung von erheblichen Medikamenten-Rückständen, die bei einer Obduktion im Leichnam des Künstlers gefunden wurden, machten die Aufklärung der Todesumstände nicht einfacher. Am Ende stellte die Staatsanwaltschaft jedoch die Ermittlungen ein, weil sich der Verdacht einer vorsätzlichen Vergiftung Kollers nicht erhärten ließ.
Auf die Anzeige seiner Schwester, die die Mordermittlungen in Gang gesetzt hatte, reagierte ihr Bruder ebenfalls mit einer Anzeige – wegen Verleumdung. In diesem Fall kam es zu einem öffentlichen Prozess vor dem Nürnberger Amtsgericht, in dem das ganze Ausmaß der Familienfehde erstmals zum Vorschein kam. Doch auch dieses Verfahren gegen Kollers Tochter wurde – gegen Zahlung einer geringen Geldbuße – eingestellt.
Keine Aussicht auf Frieden zwischen den Geschwistern
Für ihren Bruder, der den lukrativen Handel mit der künstlerischen Hinterlassenschaft seines Vaters organisiert, ist der Fall damit offensichtlich jedoch noch nicht erledigt. Er erwirkte einen Mehrheitsbeschluss des Stiftungs-Vorstands, mit dem seine Schwester aus dem Gremium ausgeschlossen werden soll. Grund: Die Schwester habe durch ihr Verhalten der Stiftung Schaden zugefügt. Diese Argumentation hält die Tochter des Künstlers für abwegig – und zog jetzt erneut vor Gericht.
Beim ersten Aufeinandertreffen der Kontrahenten vor einer Zivilkammer des Landgerichts wurde deutlich, dass es sich ihr Bruder so einfach nicht machen kann. Das Landgericht prüft jetzt, ob der Stiftungsvorstand überhaupt befugt ist, die Koller-Tochter aus dem Gremium auszuschließen, und ob die Gründe für einen derartigen Schritt gerechtfertigt sind.
Ungeachtet des Ausgangs dieses laufenden Verfahrens ist nur eines sicher: Frieden zwischen den beiden wird es so schnell nicht geben. Helmut Reister