Nürnbergs Taxifahrer kämpfen um ihren Ruf
Sexuelle Übergriffe, fehlende Sprachkenntnisse: Nach Negativ-Schlagzeilen wehren sich Taxerer in offenem Brief. Der Initiator fürchtet um sein Leben
NÜRNBERG Taxi-Krieg in Nürnberg! In einem offenen Brief an alle Kunden wehren sich 167 Taxerer gegen „Un-Kollegen“, die ihr Gewerbe in Misskredit bringen. Anlass sind die jüngsten Negativschlagzeilen: Zwei Droschkenfahrer wurden wegen sexueller Übergriffe auf Kundinnen verurteilt. Auch mangelnde Orts- und Deutschkenntnisse vieler Chauffeure waren dem guten Ruf zuletzt nicht zuträglich.
Jetzt fürchtet der Initiator des Briefs um sein Leben: „Ich wurde mehrfach bedroht“, sagt der Mann, der seine Identität geheim halten will. Er sei als „Rassist“ beleidigt worden. „Und das, obwohl auch viele ausländische Kollegen unterschrieben haben!“
In dem Brief, der der AZ vorliegt, distanzieren sich die Taxerer „energisch von Personen, die eine gültige Nürnberger Ortkenntnis-Prüfung vorweisen, aber vor Gericht einen Dolmetscher brauchen“. Ein Hinweis auf die beiden ausländischen Sex-Täter in ihren Reihen. Und keiner „gegen ausländische Kollegen allgemein“, betont auch Monika Leopold (67).
"Was nützt GPS, wenn die Fahrer ihre Kunden nicht verstehen?"
Sie fährt seit 33 Jahren Taxi, wundert sich in letzten Jahren immer wieder, „wie manche Kollegen an ihren Taxischein kommen“. Darüber, wie die Vergewaltiger ihre Ortskunde-Prüfung bestanden, können die Fahrer vom Hauptmarkt nur mutmaßen: „Vielleicht schicken sie jemanden vor, der die Prüfung besteht“, munkeln einige.
Andere Taxerer haben erstaunliche Anekdoten parat: „Du wissen, wo Schöner Brunnen?“, habe ihn ein Kollege mal am Plärrer gefragt, berichtet Heinz Schwarm. In Zeiten von GPS kein Problem, möchte man meinen. „Aber was nützt das Navigationssystem, wenn die Fahrer nicht einmal die Kunden verstehen?“, fragt Leopold. In den letzten Tagen sei sie mehrfach von Kunden angesprochen worden: „Schön, mal eine deutsche Fahrerin zu haben.“
In ihrem offenen Brief weisen die Fahrer ausdrücklich auf einen Umstand hin, der nicht allen Kunden geläufig ist: „Sie haben die freie Fahrer- und Fahrzeugwahl.“ Entgegen der landläufigen Meinung müssen Kunden nicht das erste Taxi in der Schlange nehmen. Und auch nicht eines, das die Zentrale geschickt hat: „Wenn Ihnen der Fahrer nicht geheuer vorkommt, müssen Sie auch nicht einsteigen.“
Der anonyme Initiator fordert von TÜV und Ordnungsamt strengere Kontrollen: „Die Kunden sind unser Kapital. Es ist schlimm, welche Leute auf sie losgelassen werden.“StW
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