Nürnbergs tapfere Feuerwehr & die stressigste Nacht des Jahres

„Manchmal fühlt man sich wie im Krieg“: Über 50 Einsätze drohen in den 24 Stunden bis zum Neujahrsmorgen.
von  Abendzeitung

„Manchmal fühlt man sich wie im Krieg“: Über 50 Einsätze drohen in den 24 Stunden bis zum Neujahrsmorgen.

NÜRNBERG 24 Stunden lang sind die tapferen Männer der Nürnberger Feuerwehr bis zum zum Neujahrsmorgen im Dienst. Es ist der stressigste Tag des Jahres: „50 Einsätze hatten wir letztes Jahr“, erinnert sich Einsatzleiter Marc Gistrichovsky (35). „Im ganzen Großraum, für den unsere Rettungsleitstelle zuständig ist, waren es 560 – vom Brand bis zum Herzinfarkt.“

Am Dramatischsten war ein Dachstuhl-Feuer in einem Wohnhaus in Mögeldorf, verursacht durch eine Silvesterrakete. Eine Familie wurde aus dem Inferno gerettet. 25 Mann von den Berufs- und zehn von der Freiwilligen Feuerwehr löschten die Flammen.

Wenn andere Böller krachen lassen und mit Sektkorken knallen, stoßen die Brandbekämpfer mit Orangensaft an, nehmen ein paar Häppchen vom selbstgemachten kalten Büffet oder einen Schlag heiße Gulaschsuppe – ehe die heiße Nacht beginnt.

Alle fünf Nürnberger Wachen sind mit insgesamt 89 Mann heute im Dienst. Dazu elf Leute in der Leitstelle und fünf Mitarbeiter vom Führungsstab, die zuhause Rufbereitschaft haben. Außerdem stehen die Helfer von 18 Freiwilligen Feuerwehren (wie in Eibach, Boxdorf oder Großgründlach) bereit. „Einige verbringen den Silvesterabend direkt in ihren Gerätehäusern und feiern mit alkoholfreien Getränken ins neue Jahr“, so Gistrichovsky.

"Wahnsinn, was die Leute da in die Luft pulvern"

2008 war es bis 24 Uhr recht ruhig. Da habe er noch mit seinen Leuten gegessen. Doch dann ging's los, Schlag auf Schlag. Zwei Großbrände – in Mögeldorf und Rückersdorf – und viele kleine Vorfälle wie brennende Container oder Balkone, auf denen Raketen landeten. „Es ging rund bis halb sechs Uhr früh“, so der Chef. Um 7.25 Uhr ist dann die Hammer-Schicht zu Ende.

Manchmal fühle man sich fast wie im Krieg, wenn man durch bestimmte Viertel fährt. „Wahnsinn, was die Leute da in die Luft pulvern. In der Fürther Straße wurde unser Feuerwehrwagen von einer Rakete getroffen. Da gab’s einen heftigen Knall am Dach. Aber passiert ist nichts“.

Zugführer Bastian Richter (34) von der Feuerwache Reutersbrunnenstraße erinnerte sich an einen Silvesterbrand 2007 im Stadtteil St. Leonhard., „Da stand eine junge Frau bereits auf dem Fenstersims der verqualmen Wohnung“. Sie rief: „Die Katze muss zuerst gerettet werden.“

Wie wird der Feiertagseinsatz bestimmt? Ab einem Schaltjahr hat eine bestimmte Gruppe viermal hintereinander Dienst an Silvester oder Weihnachten. „Silvester ist kurzweiliger“, so Bastian Richter. „Da ist mehr los.“ cis

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