Nürnbergs schlimmster Stalker

Nikolaus H. (29) missachtete das Kontaktverbot, er machte seiner Ex-Frau das Leben zur Hölle und drohte sogar mit Mord
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„Es tut mir leid“: Stalker Nikolaus H., der in Handschellen vorgeführt wurde. Foto: bayernpress
az „Es tut mir leid“: Stalker Nikolaus H., der in Handschellen vorgeführt wurde. Foto: bayernpress

Nikolaus H. (29) missachtete das Kontaktverbot, er machte seiner Ex-Frau das Leben zur Hölle und drohte sogar mit Mord

NÜRNBERG „Selbst erfahrene Juristen“, so der Richter, „können sich nicht erinnern, dass einer so hartnäckig seiner Ex-Frau das Leben zur Hölle gemacht hat.“ Das muss Nürnbergs schlimmster Stalker jetzt mit drei Jahren und drei Monaten Gefängnis büßen.
Im Juli 2005 war gegen Nikolaus H. (29) ein Kontaktverbot ausgesprochen worden – er pfiff darauf. Nicht einmal Verurteilungen hielten ihn davon ab, seiner Ex Erika R. (29) weiter nachzustellen, ihr mit Mord zu drohen, ihr aufzulauern und sie mit Telefonterror so weit zu treiben, dass sie selbst in der Arbeit Angst hatte, den Hörer abzuheben. Konsequenz: Die Arzthelferin erhielt eine Abmahnung.
Erika R. kann jetzt dreieinhalb Jahre durchatmen. Sie mag nicht an den Zeitpunkt der Haftentlassung denken: „Ich wünsche mir nur, dass er im Gefängnis eine Therapie machen muss – und sich dort nicht nur beim Sport erholt.“
Die zierliche Kasachin war sechs Jahre mit dem Landsmann zusammen, 1999 heirateten beide. Als sie 2006, mittlerweile Mutter eines Sohnes, geschieden wurde, war sie schon zwei Mal im Frauenhaus. Nicht wegen Schlägen sondern wegen des Terrors, mit dem der Ex auf die Trennung reagierte. Mehrmals stand er deshalb vor dem Kadi, war im Januar 2007 auch verurteilt worden. Doch die 21 Monate auf Bewährung waren dem Staatsanwalt zu wenig: Er ging in Berufung.
Er hatte wohl Recht, eine härtere Strafe zu fordern, denn dieser Schuss vor den Bug verpuffte. Trotz Bewährung – der neue Prozess hatte noch nicht begonnen – fing der Horror erst richtig an.
Nur ein beispielhafter Tag im Leben von Erika R.: Am 12. März 2007 wartete Nikolaus H. um 7.50 Uhr am U-Bahnhof Langwasser-Süd, verfolgte sie bis zur Arbeit. Manchmal drohte er ihr schon auf der Fahrt: „Ich stoß dich vor die Bahn. Komm zurück, sonst passiert was.“ In der Arbeit Telefonterror: Mindestens zehn Mal rief er an. Oft drohte er: Er bringt sich um. Oder sie. Einmal stand er gar in der Praxis, erzählte von Selbstmord oder Mord.
Am Feierabend lauerte er bereits vor der Praxis, beschimpfte sie, drohte, sie beide umzubringen, wenn sie nicht zurückkommt. Er blieb an ihr kleben, bis sie mit blanken Nerven direkt zur Polizei ging. Nur ein Tag von so vielen. Er würde, so Nikolaus H., sie niemals in Ruhe lassen, egal, was passieren würde.
Erika R. glaubt, dass das stimmt. Freunde zum Reden, sagt Erika R., hat sie nicht. „Ich mache das mit mir aus. Ich bin nur für meinen Buben da, bemühe mich, dass er es nicht so mitbekommt.“
Die Nachbarn überhörten die üblen Szenen im Mietshaus nicht, wenn er klopfte, schrie, jammerte, stundenlang wartete – und die Polizei wieder kam. „Jeder hat Mitleid mit mir. Doch keiner hat sich als Zeuge bereit erklärt“, bedauert sie. Auch bei manchen Behörden hat sie sich allein gelassen gefühlt: „Man hat mir gesagt: So lange nichts passiert, könne man nichts machen.“
Seit April 2007 kann man. Es gibt den Straftatbestand der „Nachstellung“. Am 4. Mai wurde Nikolaus H. verhaftet. Aussagen musste Erika R. gestern nicht mehr – ihr Ex gestand. H. tat – wie schon so oft – alles leid. Ja, er möchte eine Therapie machen, auch wegen seines Alkohol- und Tablettenmissbrauchs. Die riet ihm der Richter dringend. „Sonst sind Sie öfter hinter Gittern als in Freiheit.“ S. Will

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