Nürnbergs reichster Bürger kehrt zurück in die Stadt
NÜRNBERG - Ein verschollen geglaubtes Bildnis des Kaufmanns Bartholomäus Viatis ist nun in Besitz der Stadt
Das nennt man Bilderbuchkarriere: 1538 in Venedig als Sohn eines Krämers geboren, starb Bartholomäus Viatis 86 Jahre später in Nürnberg als reichster Kaufmann nördlich der Alpen und wohlhabendster Bürger der Stadt. Nun zeigt er hier wieder Präsenz. Im Fembohaus blickt der grauhaarige Herr mit wachen Augen und gütiger Strenge in einen Saal des Stadtmuseums.
Gestern sah er dort strahlende Gesichter. Das von Kulturreferentin Julia Lehner etwa, die sich über das für die Stadt „hochbedeutende Gemälde“ freut. „Eine große Bereicherung des Bestands“ sei das um 1614 vom Nürnberger Maler Johann Kreutzfelder geschaffene Bildnis des Mannes, der so erfolgreich mit Leinen handelte, die erste Banco Publico im süddeutschen Raum initiierte und den hiesigen Kaufleuten so den bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichte, aber als zugezogener Neureicher nie in die höchsten Kreise aufgenommen wurde. Seinem Schwiegersohn Martin Peller griff er beim Bau des Pellerhauses unter die Arme, wo das Gemälde bis Ende des 19. Jahrhunderts im „Schönen Zimmer“ hing und wohl zur Originalausstattung gehörte.
Nach 1945 galt das Werk als verschollen. Erst 2009 tauchte es in einer Münchner Kunsthandlung auf. Dank eines Mäzens, der unbekannt bleiben möchte, konnte das stark verschmutzte Bild erworben, restauriert und von der Stadt in Besitz genommen werden. Ute Maucher
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