Nürnbergs größter Maler ist tot
Multi-Künstler Toni Burghart starb an Lungenkrebs. OB Maly würdigte den Kulturpreisträger als „Institution“ der Stadt.
NÜRNBERG Die traurige Nachricht kam nicht ganz überraschend – aber sie löste gestern überall große Betroffenheit aus: Toni Burghart, Nürnbergs wohl größter Maler der Gegenwart, ist tot! Er starb nach schwerem Krebs-Leiden im Klinikum. Burghart wurde 80 Jahre alt.
Noch vor wenigen Monaten konnte man ihm radelnd in der Altstadt begegnen. Gern stieg er dann ab, redete launig über die Kunst-Szene, aber gerne auch übers Billard-Spiel, zu dem er seit Jahrzehnten regelmäßig mit Freunden antrat. Und er leuchtete mit seinem Eulenspiegel-Lächeln bei jedem Gesprächspartner die schlechte Laune weg.
Da galt er längst als lebendes Denkmal, was er so gelassen hinnahm wie zuvor die Jahrzehnte in der Außenseiter-Position. Denn unumstritten war dieser mit unverwüstlichem Humor gesegnete, malende Lebenskünstler, der sich immer gerne auch in Worten einen Reim auf die Welt machte, keineswegs: Zum Dürer-Jahr 1971 – sechs Jahre nach dem Erhalt des städtischen Förderpreis – entwarf er ein Poster des großen Kollegen als Hunde-Selbstporträt und einen bunten Pop-Hasen. Das löste seinerzeit einen Eklat aus. Erst recht, als sich Burghart auch noch an den AD-Initialen des Meisters vergriff und mit „AB“ (für Anton Burghart) unterzeichnete. Das Schmunzeln kam erst später. Damals war gar nicht daran zu denken, dass die Stadt diesen Toni Burghart eines Tages mit dem großen Kulturpreis (1998) und der Bürgermedaille (2008) ausgezeichnet würde.
Maler, Cartoonist, Wortspieler, Spaßmacher, Poet und gütiger Übervater
Der Multi-Künstler, der mit Blick auf seine Lehre als Lithograph (1942 bis 1946) lebenslang auch Handwerker blieb, war nach Abschluss seines Studiums an der Nürnberger Akademie seit 1952 frei schaffend – mit allen Risiken. Seine Talente entwickelten sich dabei auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft war er alles gleichzeitig – Maler von großen Tafelbildern und Cartoonist, Wortspieler und Spaßmacher, Poet und gütiger Übervater einer oft zerstrittenen Szene.
Und einer, der mit beiden Beinen auf dem Boden blieb. Für die jüngeren Kollegen vor Ort gab es keine vergleichbare Autorität in der selten anzutreffenden Mischung aus Bodenständigkeit und Weltläufigkeit. War er doch trotz unzähliger internationaler Ausstellungen vor allem seiner Stadt stets aufmunternd kritisch, also herzhaft-herzlich verbunden. Burghart widmete ihr dabei manchen spitzen Kommentar zum Einrahmen und ließ sich gerne einspannen - für die Blaue Nacht oder den Ansteck-Vogel fürs Klassik-Openair. Wie auch für den „Gänsgroong“ der AZ.
Die Reaktionen auf seine „Wunschbilder“-Schau, die das Fembohaus dieses Jahr im Vorfeld des 80. Geburtstages ausrichtete, waren euphorisch. Das hat dem Toni Burghart, weil ihm nun endlich niemand mehr die große Kunst und den kleinen Spaß voneinander trennen konnte, sichtlich gefallen.
Er wusste in den letzten Wochen, dass sein Leben zu Ende geht – und ertrug auch das geduldig. „Komme, was wolle“ steht über seinem Schafs-Bild, das er gern verschenkte – da juchzte der Philosoph in ihm. Oberbürgermeister Ulrich Maly nannte Toni Burghart gestern „eine Institution“, die man „sehr vermissen“ werde. Davon ging Toni Burghart schon mal aus. Dichtete er doch rechtzeitig: „Wenn einer malt, wenn einer schreibt, ist es kein Wunder, wenn was bleibt“. Von ihm, so viel ist sicher, wird ganz viel bleiben!
Dieter Stoll
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