Nürnbergs „Feierbiest“

Nichtabstiegs-Fete: Trainer Dieter Hecking als Stimmungskanone, Pechvogel Mike Frantz wieder froh – nur Ilkay Gündogan hatte ein Problem
NÜRNBERG Die Leistung? Erstklassig! Die Feier? Hatte gar einen Hauch von Champions League! „Vielleicht finden wir ja noch ein, zwei Kästen Bier“, hatte FCN-Verteidiger Dominic Maroh bereits in Augsburg die Marschrichtung für den rot-schwarzen Party-Marathon vorgegeben, der noch folgen sollte. Denn genauso souverän wie der Club in den beiden Relegationspartien den FCA (1:0, 2:0) weggeputzt hatte, zeigte sich die Truppe dann während der feuchtfröhlichen Verlängerung im Nürnberger Szenelokal „Indabahn“ im Hauptbahnhof.
"96-Präsident Martin Kind war sogar der Erste, der mir gratuliert hat"
Im Mittelpunkt stand der Mann, dem dieses rauschende Fest in erster Linie zu verdanken war: Coach Dieter Hecking. Bei der Arbeit eher der Typ strenger Fußballlehrer, offenbarte der 45-jährige Westfale beim Feiern eine ganz andere Seite. Mit einer, dank diverser Kaltgetränke, gut geschmierten Stimme schmetterte der FCN-Trainer Klassiker wie „You’ll never walk alone“. „Ich bin eben das Nürnberger Feierbiest“, schmunzelte Hecking in Anspielung auf seinen Bayern-Kollegen Louis van Gaal.
„Aus Aachen habe ich 80 SMS bekommen, 50 aus Hannover und einige aus Lübeck. 96-Präsident Martin Kind war sogar der Erste, der mir gratuliert hat. Das zeigt auch, dass ich bei all meinen Stationen schon etwas hinterlassen habe“, Freude sich Hecking über die zahlreichen Glückwünsche. Ein dickes Lob gab's auch von FCN-Keeper Raphael Schäfer: „Er hat uns eine klare Linie gegeben und das Quäntchen Glück zurückgebracht.“
"Da muss ich mit dem Direktor verhandeln, ob ich frei bekomme"
Kein Wunder, dass bei soviel Erstliga-Glückseligkeit sogar Pechvogel Mike Frantz wieder lachen konnte. Während die anderen Relegations-Helden sich bei der Ankunft am Valznerweiher von rund 200 Fans feiern ließen, rauschte der 23-Jährige mit Team-Arzt Matthias Brem zur Kernspinuntersuchung in die Uni-Klinik Erlangen. Dort wurde die erste Diagnose, Innenbandabriss im linken Knie, wieder revidiert. „Es ist nur ein kleiner Einriss. In zwei Wochen bin ich wieder dabei“, strahlte Frantz sichtlich erleichtert.
Nur 1:0-Torschütze Ilkay Gündogan, „nebenberuflich“ Gymnasiast, hatte ein Problem. Der 19-Jährige hätte gestern morgen eigentlich in der Bertolt-Brecht-Schule antreten müssen. Ilkays Hoffnung: „Da muss ich noch mal mit dem Direktor verhandeln, ob ich frei bekomme.“
Sorgen die Angelos Charisteas oder Marek Mintal nicht hatten. Die beiden fehlten auf der Party.
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