Nürnbergs Engel der Alten: Umgebracht vom eigenen Enkel!
Rupert Bomertl (84) stellte sein ganzes Leben in den Dienst anderer Menschen
NÜRNBERG Für viele alte, kranke und behinderte Menschen in Nürnberg war Rupert Bomertl (84) wie ein Engel. Unermüdlich setzte er sich für sie ein, sammelte Spenden, organisierte Konzerte, brachte etwas Glanz in ihren tristen Alltag. Doch jetzt herrscht tiefe Trauer. Ausgerechnet er, der sein ganzes Leben in den Dienst anderer gestellt hatte, fiel einem fürchterlichen Verbrechen zum Opfer.
Der Mörder gesteht sofort
Nürnberg, Ortsteil Gaulnhofen, Krumbacher Straße 4, Freitagnachmittag: Bewohner des Mehrfamilienhauses registrieren einen lautstarken Streit. Die Stimmen, die dann plötzlich abbrechen, kommen aus der Wohnung von Rupert Bomertl. Kurz darauf verlässt sein Enkel (36) das Haus, setzt sich in einen davor geparkten Seat und fährt davon. Keiner ahnt, dass soeben ein brutaler Mord passiert ist. Später werden Gerichtsmediziner feststellen, dass dem alten Mann der Schädel mit einem Fleischklopfer zertrümmert wurde.
Etwa zur selben Zeit, als der Mörder das Haus verlässt, setzt sich die im Landkreis Ansbach lebende Tochter (47) des Opfers in ihren Wagen und macht sich auf den Weg nach Nürnberg. Mehrmals die Woche besucht sie ihren Vater, bringt ihm Essen und frische Wäsche vorbei. Seit seine Frau Lieselotte vor einem Jahr an Krebs gestorben ist, braucht Rupert Bomertl selbst Zuneigung und Hilfe. Doch Hilfe kann ihm die Tante des Täters, die gegen 18 Uhr seine Wohnung betritt, nicht mehr leisten. Blutüberströmt liegt ihr Vater im Flur – tot. Der herbeigerufene Notarzt weiß sofort, dass diese schweren Verletzungen am Kopf des Rentners nicht von einem Sturz herrühren können. Er schaltet umgehend die Polizei ein.
Aufgrund der Beobachtungen von Nachbarn konzentrieren sich die Ermittlungen schnell auf den Enkelsohn.
Der Seat, mit dem er unterwegs ist, gehört seiner Freundin aus Fulda. Dort, in einer kleinen Pension, wird der arbeitslose Hartz-IV-Empfänger in den frühen Morgenstunden festgenommen. Er legt sofort ein Geständnis ab und verrät den Polizeibeamten, wo er die Tatwaffe weggeworfen hat. Der Fleischklopfer wird auf dem Gelände eines Autobahnparkplatzes der A3 gefunden. Das Blut des Opfers klebt noch an ihm.
Bommerlts Freunde sind tief geschockt
Der mutmaßliche Mörder von Rupert Bomertl wird noch am selben Tag zur Mordkommission nach Nürnberg gebracht. Sowohl dort, als auch gestern in den Mittagsstunden beim Ermittlungsrichter, wiederholt er sein Geständnis, macht aber keine Angaben zum Motiv. Die Polizei geht davon aus, dass es bei dem Streit um Geld ging. Der 36-jährige kommt in U-Haft.
Im Alten- und Pflegeheim „August Meier“ in der Regensburger Straße löst die Nachricht vom grausamen Tod Rupert Bomertls Fassungslosigkeit und tiefe Trauer aus. Jahrelang hat der Getötete, der früher bei der Kriminalpolizei gearbeitet hatte, die Einrichtung geleitet. Um den alten Menschen eine Freude zu bereiten, hatte er – auch mit Unterstützung der Abendzeitung – unzählige Stars wie Udo Jürgens, Karel Gott oder den weltbekannten Clown Charlie Rivel zu kostenlosen Auftritten im Altenheim bewegen können. Darüber hinaus organisierte er Konzerte und sammelte Spenden für Bedürftige. Der Lebenshilfe, der Behinderten-Werkstatt in Boxdorf und vielen anderen Einrichtungen ließ er so hunderttausende Euro zukommen.
Alt-Bürgermeister Willy Prölß, der Rupert Bomertl gut kannte, ist tief geschockt. Zur AZ sagte er: „Er hat sich weit über seine eigentlichen Aufgaben hinaus für andere eingesetzt. Wir haben einen Menschen verloren, der sich für Nürnberg verdient gemacht hat.“ H. Reister/ K. Esberger
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