Nürnbergs ältester Keller entdeckt

Archäologen buddeln auf Nürnbergs berühmtester Baustelle – und stoßen nicht nur auf Verständnis. Die Forscher hoffen darauf, im Augustinerhof Reste alter Pfahlbauten zu entdecken.
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An der Ausgrabungsstelle versammeln sich täglich viele Zaungäste: Nicht alle sind den Bamberger Archäologen wohlgesonnen – oft aus Unwissenheit über die Finanzierung des Projekts.
bayernpress 3 An der Ausgrabungsstelle versammeln sich täglich viele Zaungäste: Nicht alle sind den Bamberger Archäologen wohlgesonnen – oft aus Unwissenheit über die Finanzierung des Projekts.
Grabungsleiter Frank Feuerhahn fertigt eine Skizze von Nürnbergs ältestem Keller an.
bayernpress 3 Grabungsleiter Frank Feuerhahn fertigt eine Skizze von Nürnbergs ältestem Keller an.
Eine spannende Nicht-Sensation: Die uralten Scherben identifiziert der Fachmann ohne zu zögern als Bruchstücke von Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert.
bayernpress 3 Eine spannende Nicht-Sensation: Die uralten Scherben identifiziert der Fachmann ohne zu zögern als Bruchstücke von Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert.

Archäologen buddeln auf Nürnbergs berühmtester Baustelle – und stoßen nicht nur auf Verständnis. Die Forscher hoffen darauf, im Augustinerhof Reste alter Pfahlbauten zu entdecken.

NÜRNBERG Betuchte Patrizier? Bettelarmes Lumpenproletariat? Was für Menschen vor knapp 700 Jahren in diesem Keller ihre Vorräte gelagert hatten, können die Archäologen der Uni Bamberg noch nicht beantworten. Sie haben das Gewölbe bei den Abrissarbeiten im Augustinerhof freigelegt – was zwar „nicht wirklich sensationell“ ist, wie Grabungsleiter Frank Feuerhahn (33) einräumt, aber immerhin „sehr spannend“.

Vermutlich handelte es sich bei den Erstnutzern von Nürnbergs ältestem Keller um „ganz normale Bürger“ mutmaßt Feuerhahn. Die Größe der Parzelle und die Lage zum Hauptmarkt ließen darauf schließen. Details, die nur die gut geschulten Augen der Archäologen wahrnehmen, nicht aber die der zahlreichen Zaungäste in der Winklerstraße. „Was das kostet? Was soll das bringen? Verschwendung von Steuergeldern!“ – nicht alle Kiebitze sind den sechs Mittelalter-Experten wohlgesonnen. Und wissen nicht, dass Bauherr Gerd Schmelzer die Ausgrabungen selbst finanziert.

Gemeinsam mit den Fachleuten vom „Büro für Ausgrabungen und Dokumentation“ buddeln die Bamberger seit drei Wochen auf der Bauruine. Was sie entdecken, kommt aber nicht Herrn Schmelzer zugute: „Die Funde erhält die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg“, berichtet Feuerhahn. Irendwann werden sie der Öffentlichkeit präsentiert.

Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert

Natürlich nicht die alten Kellermauern: Die werden von Feuerhahn und Co. „gezielt zerstört“, schmunzelt der Archäologe. Andere – mobile – Fundstücke aber hütet er wie seinen Augapfel: Scherben zum Beispiel, die der Fachmann aus dem Stegreif als „Ofenkacheln aus dem 14. Jahrhundert“ identifiziert. Form, Farbe, Beschaffenheit geben darüber Aufschluss.

Neben Nürnbergs ältestem Keller hat das Team einen zweiten ausgemacht, er wurde in der Zeit zwischen 1450 und 1600 angelegt. Auch hier stießen die Archäologen auf Scherben – im Gegensatz zu den älteren sind sie bunt lackiert, aber ebenso Bruchstücke alter Ofenkacheln.

Waren die bisherigen Funde für die abgebrühten Mittelalter-Experten „keine große Überraschung“, freut sich Feuerhahn umso mehr auf die Arbeiten im westlichen Teil des Augustinerhofs, wo derzeit noch die Bagger der Abrissfirma wüten: Hier hält es der Forscher für möglich, auf Reste alter Pfahlbauten zu stoßen, mit denen die Bewohner des sumpfigen Pegnitzgrunds ihre Häuser einst wasserfest gemacht hatten.

Für ihre Arbeiten haben die Bamberger insgesamt ein Jahr Zeit. Dann entstehen Parkhäuser und Bürobauten – wo unsere Vorfahren ihre Speisekammer hatten.

Steffen Windschall

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