Nürnberger Priester in Moskau ermordet

Otto Messmer (47) war Leiter der Jesuiten in Russland. Er und sein Kollege lagen mit tödlichen Kopfverletzungen in der Wohnung.
von  Abendzeitung

Otto Messmer (47) war Leiter der Jesuiten in Russland. Er und sein Kollege lagen mit tödlichen Kopfverletzungen in der Wohnung.

NÜRNBERG/MOSKAU Der Nürnberger Otto Messmer (47) hat in der katholischen Kirche in Russland eine bemerkenswerte Karriere gemacht: Der Russlanddeutsche ist Leiter der Jesuiten in Russland, lebte in Moskau. Noch oft besuchte er seine Mutter in Nürnberg. Die trauert jetzt um ihren Sohn. Denn der 47-Jährige wurde, wie auch sein Kollege Victor Betancourt-Ruiz (42), Professor am Institut für Theologie, Philosophie und Geschichte der Jesuiten in Moskau, kaltblütig umgebracht. Am Dienstagabend wurden die beiden mit Kopfverletzungen tot in ihrer Moskauer Wohnung gefunden. Die russische Polizei sucht jetzt nach dem Mörder.

Die Priester waren Partner des deutschen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. „Es ist mir unbegreiflich, wie es zu diesem tragischen Vorfall kommen konnte“, sagte der Renovabis-Projektreferent für Russland, Jörg Basten, in Freising. Für den Sprecher liegt nahe, dass es sich bei der Tat um einen Raubmord und nicht um ein religiös oder politisch motiviertes Verbrechen handle.

Messmers Familie siedelte Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland, Messmer blieb in der damaligen Sowjetunion. Er baute das priesterliche Vorseminar in Nowosibirsk auf, seit mehreren Jahren leitete er den Jesuiten-Orden in Russland.

Beide Patres arbeiteten mit Renovabis zusammen. Das Hilfswerk förderte im Jahr 2007 mit 2,6 Millionen Euro verschiedene Projekte in Russland, darunter das von Messmer gegründete Priestervorseminar.

Basten erklärte, wie es zur Entdeckung der grausigen Morde kam: Die Priester hatten lange nicht auf Telefonanrufe reagiert. Mitbrüder hätten daraufhin die Wohnungstür aufbrechen lassen und die toten Patres entdeckt. Der Fall wird laut Pater Igor Kowalewski, Sprecher der Erzbischöflichen Kurie in Moskau, auf höchster Ebene behandelt. Die Administration von Präsident Dimitri Medwedew habe sich eingeschaltet.

Das religiöse Leben in Russland wird von der russisch-orthodoxen Kirche dominiert. Das Moskauer Patriarchat hatte sich mehrfach gegen eine missionarische Tätigkeit der katholischen Kirche ausgesprochen. Jedoch habe gerade Messmer durch seine bescheidene Art und intellektuelle Redlichkeit ein besonders gutes Verhältnis zum orthodoxen Patriarchen gehabt, so Basten.

Der Moskauer Patriarch Alexi II. und der Muftirat Russlands kondolierten dem Jesuitenorden angesichts des „großen Verlustes“ für die Gläubigen.

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