Nürnberger Kokain-Connection vor Gericht!
Über 3000 Gramm der Droge gingen durch ihre Hände. Treffpunkt war ein italienischer Klub - ganz in der Nähe des Justizpalastes, wo jetzt der Prozess stattfindet.
NÜRNBERG „Die Rotweinlieferung kommt!“ So kündigte Norbert R. (51) aus Hannover jedes Mal telefonisch sein Kommen in Nürnberg an. Doch im Gepäck hatte er statt der Flaschen nur ein kleines Päckchen. Der Inhalt: teures weißes Pulver – Kokain.
Binnen zwei Jahren lieferte der Drogenkurier über drei Kilogramm mit einem Verkaufswert von über 300.000 Euro an eine Bande in Nürnberg. Bis der schwunghafte Handel aufflog. Seit gestern sind die vier Süditaliener (32 bis 41) und der Frührentner aus Niedersachsen wegen unerlaubten, bandenmäßigen Rauschgifthandels vor dem Nürnberger Landgericht angeklagt.
Umschlagplatz der Droge war laut Anklage ein Klub ganz in der Nähe des Nürnberger Justizpalastes, in dem jetzt der Prozess stattfindet. Der Drahtzieher und Arbeiter Carmine B. (41) hatte über einen getrennt verfolgten Kontaktmann in Hannover regelmäßig das Koks bestellt. Norbert R. lieferte dann gegen 1000 Euro Entlohnung die Ware zuverlässig und prompt aus – entweder per Mercedes oder per Bahn.
Auch als die Nürnberger sich mit dem Hannoveraner Hintermann und Lieferanten wegen der schlechten Qualität des Pulvers zerstritten und den Stoff nur noch bei „Roberto“ in Rotterdam bestellten, ließen sie das Kokain weiterhin vom zuverlässig-vertrauten Drogenkurier Norbert R. nach Nürnberg bringen. Die Bezahlung des Kaufpreises wurde über die Reisebank am Nürnberger Hauptbahnhof abgewickelt.
Das ging so zwei Jahre lang gut. Alle Beteiligten wiegten sich in Sicherheit. Dann brauchten sie noch etwas Stoff für die Feiertage.
Und so wurde kurz vor Weihnachten 2008 der Kurier aus dem Norden erneut losgeschickt. Ein ganzes Pfund Kokain sollte er bei „Roberto“ in Rotterdam abholen – obwohl der nach alter Kaufmannssitte einen Festtagszuschlag auf den Kaufpreis erhoben hatte.
Als Norbert R. dann arglos mit dem Päckchen im Rucksack am 23. Dezember 2008 gegen 14 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof aus dem ICE stieg, wartete schon die Polizei auf ihn und nahm ihn fest.
Wochen vorher hatte die Kripo einen anonymen Brief erhalten: „Schaut euch mal das seltsame Treiben in dem Klub genauer an“, hieß es in dem Schreiben. Die Ermittler schalteten eine Telefonüberwachung – und konnten so den Weg des „Rotwein-Lieferanten“ genau verfolgen, der dann auch auspackte. Noch am selben Tag wurde die Kokain-Connection aus dem Italo-Verein ebenfalls festgenommen. Der Prozess geht am 25. November weiter. cis