Nürnberger Hartz IV-Empfänger: „Das ändert doch auch nichts!“

Das Urteil des BVG sorgt bei Betroffenen für wenig Hoffnung
von  Abendzeitung
Expandierende Branche: Die Zahl der Tafelgänger nimmt in Nürnberg kontinuierlich zu.
Expandierende Branche: Die Zahl der Tafelgänger nimmt in Nürnberg kontinuierlich zu. © B. Meyer

Das Urteil des BVG sorgt bei Betroffenen für wenig Hoffnung

NÜRNBERG Schon über eine halbe Stunde stehen sie hier in der Geisseestraße 6 in Nürnberg-Schweinau bei 5 Grad unter Null: Arbeitslose, Rentner, Alleinerziehende, Geringverdiener. Sie alle warten auf die Lebensmittelausgabe der Nürnberger Tafel – und die meisten haben noch etwas gemeinsam: Hartz IV.

Die Nachricht aus Karlsruhe drang bereits bis zu einigen Tafelgängern durch, doch richtige Freude kommt bisher nicht auf. Die zweifache Mutter Renate F.* etwa winkt sofort ab: „Wir müssen zu viert mit 1500 Euro pro Monat auskommen. Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich meiner Tochter neue Schreibsachen für die Schule kaufen soll. Ich glaube kaum, dass sich das gravierend ändern wird“.

480 Familien, was im Durchschnitt etwa 1500 Menschen entspricht, werden hier jeden Dienstag von 13 bis 18 Uhr mit Lebensmitteln versorgt. Freitags in der Tafel-Filiale Dianastraße (Gibitzenhof) sind es sogar 610 Familien. Jeder Tafelkunde bekommt eine Nummer, gut 30 Kunden schaffen die ehrenamtlichen Mitarbeiter in einer Viertelstunde. „Und es werden fast wöchentlich mehr Menschen“, weiß die stellvertretende Tafel-Vorsitzende Inge Kaluza: „Ohne die straffe Organisation würde das reine Chaos herrschen.“ Die Hartz IV-Empfängerin Hannelore T.*, bemängelt vor allem, dass Kranke nicht ausreichend unterstützt würden. „Wenn man ledig und gesund ist, kommt man da schon raus. Aber wehe, man ist gehandicapt! Dann kommt man nie mehr von Hartz IV weg!“, empört sich die dreifache Mutter. Sie muß ihre kranke Tochter (13) und ihren behinderten Sohn (18) unterstützen, ihre andere Tochter (17) ist schwanger und macht gerade ihr Abitur. „Ich investiere alles in die Ausbildung meiner Kinder, damit sie nie in diese Lage kommen“. Doch große Hoffnungen nach dem Urteil hat auch Hannelore T. nicht. Manche glauben, dass es sogar noch schlimmer kommt: „Wenn die Welle der Quelle-Ex-Mitarbeiter noch auf uns zukommt, wird es unerträglich voll“, erzählt ein anderer Mitarbeiter. *Namen geändertCS

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