Nürnberger Experten messen TV-Quoten jetzt noch genauer

Die Gesellschaft für Konsumforschung entwickelte ein neues Zählverfahren in den Test-Haushalten.
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Bei ihm laufen täglich die Zählergebnisse in Nürnberg zusammen: der GfK-Experte Michael Darkow.
dpa Bei ihm laufen täglich die Zählergebnisse in Nürnberg zusammen: der GfK-Experte Michael Darkow.

Die Gesellschaft für Konsumforschung entwickelte ein neues Zählverfahren in den Test-Haushalten.

NÜRNBERG „Germany's next Topmodel“-Erfinderin Heidi Klum strahlt, und mit ihr viele andere: Lippenstift-Hersteller, Süßigkeitenfirmen, Autoverkäufer und vor allem die Sender-Chefs von ProSieben. Millionen Zuschauer konnten von der Castingshow nicht genug kriegen. Die Einschaltquoten waren gut, besonders beim TV-Publikum zwischen 14 und 49 Jahren – und damit die Werbeblöcke höchst begehrt. „Die Sender, die die Werbezeit verkaufen, sind natürlich daran interessiert, möglichst viele Zuschauer nachzuweisen“, sagt Michael Darkow von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Denn mit dem Anteil der Zuschauer steigen die Preise für die Werbesekunden auf dem Bildschirm. Ein Milliardengeschäft, über das sich nicht nur die Privatsender finanzieren. Was nicht läuft, wird abgesetzt. Aber woher wissen Sender, Werber und Programmmacher überhaupt, wer was wann und wo anschaut? Hinter den Einschaltquoten steckt ein aufwendiges Mess-System, betrieben von der GfK. Den Auftrag dazu gibt die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), ein Zusammenschluss von ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 Media und der Mediengruppe RTL.

In über 5000 Haushalten steht ein GfK-Gerät

„Wir wollen dem Werbemarkt ein vollständiges Abbild des Fernsehmarktes geben“, erklärt Anke Weber, Leiterin der AGF-Geschäftsstelle in Frankfurt am Main. In mehr als 5000 deutschen Haushalten steht deshalb ein Gerät, über das ermittelt wird, was die insgesamt rund 13000 Testpersonen täglich im Fernsehen anschauen. Die Zahlen werden jede Nacht zur GfK gesendet und dort auf die Zahl aller Deutschen zu den morgendlichen Einschaltquoten hochgerechnet.

Das System muss repräsentativ sein, und ist alleine deshalb schon sehr komplex. Ab dem 1. Juli aber wird es noch einen Tick komplizierter – nach Ansicht der AGF allerdings auch genauer. Denn dann wird nicht mehr nur gemessen, welches Familienmitglied in den Testhaushalten welche Filme oder Sendungen schaut. Hinzu kommt, welche Programme auf Festplatte oder DVD-Player aufgenommen und zeitversetzt angesehen werden. Außerdem sollen sich Gäste, die nicht zum Test-Haushalt gehören, ebenfalls anmelden, was vor allem für große Events wie Fußballspiele wichtig ist.

Um all das in Zukunft mitzumessen, werden zum ersten Mal seit Anfang der 90er Jahre alle Testgeräte in den Haushalten ausgetauscht. Laut AGF kostet die Umstellung rund 20 Millionen Euro. „Das Interesse der Fernsehveranstalter liegt darin, möglichst auch den letzten Zuschauer nachzuweisen, weil er Geld bedeutet“, sagt Darkow.

Testhaushalte müssen sich an neue Technik gewöhnen

Die GfK-Testhaushalte müssen sich an ein neues Gerät gewöhnen. Allerdings hofft die AGF, dass durch die genauere Messung auch eher deutlich wird, was den Zuschauern gefällt und was nicht, welche Programme weiter laufen und welche vom Bildschirm verschwinden. Bei der Erfassung der in Deutschland lebenden Ausländer bleibt es jedoch dabei, dass lediglich die EU-Bürger gemessen werden. Türkische TV-Zuschauer – eine zahlenmäßig riesige Gruppe in Deutschland – kommen bei der Messung nicht vor.

Das liegt laut Darkow vor allem daran, dass dies sehr teuer und aufwendig wäre und bei den Sendern nicht genug Interesse besteht, dafür eigens zu zahlen. „Wir müssten dabei zum Beispiel alle türkischen Programme mitzählen, denn die spielen eine große Rolle bei den hier lebenden Türken. Das wäre sehr aufwendig. Dafür kommt letztendlich für die deutschen Fernsehanbieter zu wenig heraus. Denn es gibt keine Möglichkeit, für diese ethnische Gruppe spezielle Werbung im deutschen Fernsehen zu machen.“

In den kommenden Jahren steht der Quoten-Forschung noch einiges bevor, wenn sie wirklich garantieren will, ein vollständiges Bild der deutschen Fernsehvorlieben zu bekommen. Denn schon heute nutzen viele Menschen die Internetseiten der Sender, um Programme im Nachhinein abzurufen oder den Lifestream zu verfolgen. Die GfK-Methode aber misst nur das, was über den guten alten Fernseher passiert. Darkow: „Ziel für die kommenden Jahre ist, alle Verbreitungsformen miteinzubeziehen.“ Britta Gürke

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