Nürnberger Ärzte kämpfen gegen Bürokratie-Wahnsinn
380 der insgesamt 450 Praxen sind jetzt in zwei Netzwerken zusammen- geschlossen. Zur Koordination sind auch ein eigenes Netz-Sekretariat und praxisübergreifende Arzthelferinnen geplant. Grund: Die Ärzte hätten aufgrund der Bürokratie keine Zeit mehr für die Patienten.
NÜRNBERGNürnberger Ärzte machen mobil: Gegen eine weiter zunehmende Bürokratie, ausgelöst von Politikern, Kassen-Managern und europäischen Gesetzgebern, wehrt sich jetzt das „Praxisnetz Nürnberg-Süd“ unter der Leitung seines Vorsitzenden Dr. Michael Bangemann. Der Mediziner (gleichzeitig Bezirksvorsitzender der Bayerischen Hausärzte) kämpft mit „Praxisnetz“-Vize Dr. Susanne Wiedemann für einen Zusammenschluss aller 450 Nürnberger Arztpraxen: „Nürnberg kann Vorbild für Deutschland werden“, so Bangemann.
Geplant ist ein verstärkter regionaler Ärzte-Verbund, der laut Bangemann möglichst über „ein eigenes, koordinierendes Netz-Sekretariat und praxisübergreifende Arzthelferinnen“ verfügen sollte.
Kaum noch Zeit hätten die Ärzte für ihre Patienten, klagt Praxisnetz-Vize Dr. Wiedemann. Schuld daran seien Bürokraten, die das deutsche Gesundheitssystem in einem fast undurchschaubaren Dickicht an Vorschriften und mit einer Formular-Flut verwandelten.
Weit über die Hälfte sind schon zusammengeschlossen
Im Praxisnetz Nürnberg-Süd sind derzeit etwa 200 Ärzte zusammengeschlossen, im „Praxisnetz Nürnberg-Nord“ sind es etwa 180 – insgesamt weit über die Hälfte aller Nürnberger Mediziner.
Weil in der EU länderübergreifende Spar-Gesetze zu allem Übel für eine Reduzierung der Patienten-Behandlungszeiten sorgten, „werden wir bald englische Verhältnisse bekommen“, warnt „Praxisnetz“-Chef Michael Bangemann, „die Wartezeiten – beispielsweise für bestimmte Operationen – werden länger und länger.“
Ziel des Nürnberger Ärzteverbundes sind unter anderem eine „noch bessere Patientenversorgung“ sowie eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Altenheim-Experten und geriatrischen Patienten. Denn Bangemanns Prognose ist düster: „Bald wird ein Drittel der Senioren dement sein!“
Leo Loy
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