Nürnberg: Wo bleibt die Leidenschaft? Pinola hat die Schnauze voll!

Beim Club liegen die Nerven blank. Nach Kapitän Andy Wolf kritisiert jetzt auch der Fan-Liebling die lasche Einstellung und das lockere Training
von  Abendzeitung
Gelebte Leidenschaft: Javier Pinola (l. mit Andy Wolf) fordert von den Teamkollegen mehr Kampf und Siegeswillen ein.
Gelebte Leidenschaft: Javier Pinola (l. mit Andy Wolf) fordert von den Teamkollegen mehr Kampf und Siegeswillen ein. © dpa

Beim Club liegen die Nerven blank. Nach Kapitän Andy Wolf kritisiert jetzt auch der Fan-Liebling die lasche Einstellung und das lockere Training

NÜRNBERG Beim Club liegen nach dem 0:4-Debakel von Dortmund die Nerven blank! Erste Anzeichen dafür lieferte am Samstag bereits Andy Wolfs Wutrede (AZ berichtete). Die endgültige Bestätigung, dass es in der Mannschaft nicht mehr stimmt, folgte gestern mit dem Beinahe-Eklat zwischen Javier Pinola und Dario Vidosic.

Privatduell von Pinola mit Vidosic

Schon die ganze Trainingseinheit lang war es auf dem Platz mächtig zur Sache gegangen. Pino hatte den schmächtigen Australier zuerst umgegrätscht. Als dieser sich dann theatralisch beschwerte, brannten beim heißblütigen Argentinier endgültig alle Sicherungen durch. Ohne das Eingreifen von Wolf & Co. hätte es für Vidosic wohl mehr als nur das mehrfach wiederholte „Shut up“ („Halt die Klappe“) gehagelt.

Die Konsequenz: Als Pinola Vidosic wenig später erneut rüde umsenste, schickte Trainer Michael Oenning beide Akteure vorzeitig zum Duschen. Eine sinnvolle Maßnahme. Denn nach der Zwangsabkühlung war die Sache für den Hitzkopf schon wieder erledigt: „Das bleibt auf dem Platz. Ich habe kein Problem mit Dario.“

Argentinier beklagt unerträgliche Situation

In der Tat scheint Pinos Ausraster weniger mit seinem jungen Kollegen zusammenzuhängen, als mit der brenzligen Situation, in der sich die Mannschaft spätestens seit den desolaten Auftritten gegen Freiburg und den BVB befindet. Klar ist: Der Club steckt tief in der Krise. Für den ehrgeizigen Linksverteidiger, der sogar noch vage Hoffnungen auf eine WM-Nominierung für Südafrika hat, eine unerträgliche Situation. „Das ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Denn ich will immer weiter oben in der Tabelle stehen. Wir müssen etwas ändern.“ Bleibt nur die Frage – was?

Die Einstellung, wenn es nach Pinola geht. Denn das teilweise lustlose Gekicke stinkt ihm gewaltig. „Wir dürfen nicht so locker trainieren. Sonst spielen wir auch so. Ich sage nichts gegen Mitspieler, aber wir müssen uns immer den Hintern aufreißen“, fordert der Fan-Liebling endlich mehr Leidenschaft – von sich und seinen Teamkollegen. So wie es zum Beispiel die Mitaufsteiger schon seit Wochen vormachen. Pino: „Wir können nach Freiburg oder Mainz schauen. Die punkten und gewinnen gegen die Großen. Warum wir nicht?“

Die Antwort liefert der frisch gebackene Papa gleich selbst: „Wir müssen kompakter und enger stehen. Wir müssen laufen, kämpfen und nicht immer nur den Ball spielen.“ Im Klartext: Schluss mit vermeintlicher Spielkultur. Harte Arbeit ist angesagt.

"Will mich nicht mit Abstieg verabschieden"

Denn für Pinola geht es um mehr als nur ruhige Weihnachten. Auch er weiß, dass er als Großverdiener (Vertrag bis 2010) bei einem erneuten Absturz des Club ins Unterhaus kaum zu bezahlen wäre. „Wir sind in Gesprächen. Meine Frau und ich möchten gerne hier bleiben. Aber der Verein muss entscheiden, ob ich bleiben soll.“ Eins ist für Pino aber jetzt schon klar: „Wenn, dann will ich mich nicht mit einem Abstieg verabschieden.“K. Kaufmann

Was Trainer Oenning über Wolfs Wutrede denkt, lesen Sie in der Printausgabe Ihrer Abendzeitung

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