Nürnberg verliert auch Kellerduell: "Läuft alles gegen uns"
Hannover - Christian Mathenia brachte die ganze Misere des 1. FC Nürnberg auf den Punkt. "Das ist brutal heute", sagte der Torwart. "Es läuft einfach alles gegen uns." Am Samstag hat der Aufsteiger auch das vermeintliche Abstiegskampf-Endspiel beim bisherigen Schlusslicht Hannover 96 mit 0:2 (0:1) verloren.
Der direkte Wiederabstieg des neunmaligen deutschen Meisters ist dadurch noch einmal ein großes Stück wahrscheinlicher geworden. Nürnberg hat jetzt schon 15 Spiele nacheinander nicht gewonnen, Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga ist die Mannschaft von Michael Köllner auch wieder.
Diesmal verlor der FCN, weil er nach einer frühen Roten Karte für Simon Rhein (11. Minute) fast das gesamte Spiel mit einem Mann weniger bestreiten musste. Und weil er selbst in Unterzahl noch zwei dicke Chancen durch Törles Knöll (19.) und Federico Palacios (31.) vergab. Vielleicht auch, weil er sich im Gegensatz zu allen anderen Konkurrenten im Abstiegskampf in diesem Winter nicht mehr verstärkt hat. Beide Tore für Hannover schoss nämlich Nicolai Müller (45.+5/77.) - eine Leihgabe von Eintracht Frankfurt.
Während der "Club" am Boden liegt, darf Hannover nach dem ersten Sieg unter Thomas Doll wieder hoffen. "Wir leben noch. Das ist die Botschaft des heutigen Tages", sagte der neue Trainer. "Wir werden hier sicherlich nichts schönreden. Aber es ist ein richtig gutes Gefühl, mal wieder ein Fußballspiel gewonnen zu haben. Wir brauchten ein Erfolgserlebnis. Wir haben wieder ein bisschen Anschluss. Es ist so wichtig, dass wir an die Rettung glauben." Zumindest bis zum Sonntagabend kamen die Niedersachsen in der Bundesliga-Tabelle wieder bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heran. Dann spielt der Tabellen-16. VfB Stuttgart bei Fortuna Düsseldorf.
Während die 96er Optimismus verbreiten, gibt es in Nürnberg nicht mehr viel, an das sich jetzt noch glauben lässt. Spieler und Trainer versuchten es nach dem verlorenen Kellerduell mit ein paar Durchhalteparolen - und mit einer schwer nachzuvollziehenden Schiedsrichter-Kritik. Die frühe Rote Karte für den erst 20 Jahre alten Rhein hat ohne Zweifel "einen großen Einfluss auf das Spiel genommen", wie Köllner hinterher beklagte. Allerdings ging ihr auch ein platzverweiswürdiges Foul an Hannovers Julian Korb voraus.
Einige Nürnberg forderten im Nachhinein "mehr Fingerspitzengefühl" (Lukas Mühl) oder eine "dunkelgelbe Karte" (Mathenia) vom Schiedsrichter. Trainer Köllner behauptete gar: "Eine Lobby haben wir keine. Ich weiß nicht, ob diese Rote Karte auch ein anderer Verein gekriegt hätte." Der FCN-Coach erinnerte in diesem Zusammenhang noch an einen nicht gegebenen Elfmeter bei der Niederlage gegen Hertha BSC und ein nicht gegebenes Tor bei der Niederlage gegen Mainz 05.
Anders als der Schiedsrichter Tobias Welz steht der Trainer Michael Köllner in Nürnberg aber offenbar nicht in der Kritik. Er sehe "keinen Ansatzpunkt, darüber zu diskutieren", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann nach dem Spiel in einem Sky-Interview. "Mit elf gegen elf hätten wir gute Chancen gehabt. Die Mannschaft ist intakt, deshalb stellt sich die Frage für mich nicht."
Mitleid mit Köllner hatte auch Hannovers Coach. "Ich kann mit meinem Kollegen nachfühlen. Michael hat seine Mannschaft ganz stark eingestellt", sagte Doll. "Uns und Nürnberg hat jeder als Absteiger auf dem Zettel. Keiner gibt einen Pfifferling auf uns. Vielleicht wundert sich der eine oder andere am Ende ja noch."
Der einzige Rückschlag für Hannover war an diesem Tag die Verletzung von Kevin Akpoguma. Der Verteidiger kugelte sich nach Angaben des Vereins die Schulter aus, musste noch in der ersten Halbzeit vom Platz - und wird am Montag noch einmal genau untersucht. Im schlimmsten Fall drohen eine Operation und das vorzeitige Saisonende.