Nürnberg trauert um Rudolf Wöhrl

NÜRNBERG - In der Nacht zum Montag ist die Unternehmer-Legende Rudolf Wöhrl gestorben. Der Gründervater der Modekette wurde 96 Jahre alt
Die Stadt Nürnberg trauert um Rudolf Wöhrl. Der Modeunternehmer und Träger der Bürgermedaille starb in der Nacht auf Montag im Alter von 96 Jahren in Nürnberg. Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly würdigte Wöhrl als eine der herausragenden fränkischen Unternehmerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit. „Rudolf Wöhrl war maßgeblich an der Entwicklung Nürnbergs zur attraktiven Einkaufsstadt beteiligt. Auf ihn geht unter anderem die Einrichtung der Fußgängerzone in der Innenstadt zurück“, erinnerte Maly an Wöhrls Wirken für seine Heimatstadt.
Rudolf Wöhrl kam am 1. August 1913 im unterfränkischen Karlstein zur Welt. Sein erstes Bekleidungsgeschäft eröffnete er im Schatten der Weltwirtschaftskrise 1933, im Alter von gerade einmal 20 Jahren, in Nürnberg. Während des Kriegs, Wöhrl war Soldat, übertrug er die Geschäftsleitung seines „Hauses der zuverlässigen Kleidung“ (ZETKA) an seine erste Frau Berta. Das ZETKA wurde im letzten Kriegsjahr 1945 bei einem Luftangriff zerstört. Wöhrl ließ sich davon nicht beirren und begann nach Kriegsende in Roth mit der Fertigung günstiger Qualitätskleidung. 1949 eröffnete Wöhrl ein neues Modehaus in Nürnberg am Weißen Turm, das heutige Stammhaus der Bekleidungshauskette Wöhrl, und legte damit den Grundstein für derzeit 40 Modehäuser in ganz Deutschland.
Wöhrl prägte die Geschicke der mittelfränkischen Wirtschaft
Von 1971 bis 1991 prägte Rudolf Wöhrl 20 Jahre lang als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Nürnberg die Geschicke der mittelfränkischen Wirtschaft. Acht Jahre lang stand er als Präsident an der Spitze des Landesverbands der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels in Bayern und gehörte 20 Jahre dem Präsidium des Bayerischen Einzelhandelsverbands an. 1973 bekam Rudolf Wöhrl das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1982 folgte der Bayerische Verdienstorden. Als Vize-Konsul von Marokko erhielt Wöhrl den „Al Radi-Orden“ des Königs Mohammed von Marokko. 1993 erhielt er die Bürgermedaille der Stadt.
„Mit Rudolf Wöhrl verliert die Stadt einen Unternehmer, der jenseits der internationalen Bekleidungskonzerne eine der größten und erfolgreichsten Modeketten familiengeführten Deutschlands etabliert und Trends gesetzt hat. Die Nürnbergerinnen und Nürnberger verlieren einen Mitbürger, dessen geschäftliches und mäzenatisches Wirken viel Positives für unsere Stadt bewirkt hat“, sagte Maly.