Nürnberg: Schweizer Kracher als Meisterschreck

Club beendet mit einem 3:2-Sieg in Wolfsburg den Auswärtsfluch, Bunjaku gibt den Meisterschreck, Trainer Oenning findet sein Spiel und Manager Bader freuen „Jungs, die an Ketten zerren“
von  Abendzeitung
Überflieger beim  Abheben: Albert Bunjaku turnt  vor Freude, Kollege und Landsmann Daniel Gygax staunt.
Überflieger beim Abheben: Albert Bunjaku turnt vor Freude, Kollege und Landsmann Daniel Gygax staunt. © Wolfgang Zink

Club beendet mit einem 3:2-Sieg in Wolfsburg den Auswärtsfluch, Bunjaku gibt den Meisterschreck, Trainer Oenning findet sein Spiel und Manager Bader Freude „Jungs, die an Ketten zerren“

WOLFSBURG 4, 7, 8, 14, 14, 22! Das sind nicht die Lottozahlen vom Wochenende, sondern die Spielminuten in Halbzeit eins, in denen der Club Tormöglichkeiten kreierte. Ein eindrucksvoller Nachweis des Nürnberger Chancen-Festivals beim 3:2-Erfolg in Wolfsburg. Ein Sieg wie ein Befreiungsschlag. Manager Martin Bader euphorisch: „Die Jungs zerren an ihren Ketten.“ Was heißt zerren, die Ketten sind erstmal gesprengt.

"Haben gezeigt, was wir können"

„Heute haben wir über 90 Minuten gezeigt, was wir können. Das war das emotionalste Spiel meines Lebens“, jubelte FCN-Verteidiger Dominic Maroh. Offensiver und leidenschaftlicher trat selten eine Mannschaft beim amtierenden deutschen Meister auf. 23 (!) Torschüsse (VfL 18) sprechen eine deutliche Sprache. „Es hätte schon zur Halbzeit 4:4 oder 5:5 stehen können“, beschrieb VfL-Trainer Armin Veh ein Spiel, von dem Fans und Akteure noch lange sprechen werden.

Für Club-Trainer Michael Oenning war das Chancenfestival das Ergebnis eines schon länger anhaltenden Aufwärtstrends seines Teams. „Der Sieg ist die Konsequenz aus dem, was wir die letzten vier, fünf Wochen gemacht haben.“ Und: „In drei Monaten werden wir noch stabiler sein.“

"Kommen nun mit dieser Art Fußball besser klar"

Gut möglich. Denn nach Monaten der Selbstfindung haben seine Aufsteiger scheinbar ihr Spiel gefunden. Oennings Analyse: „Wir sind in die Bundesliga gekommen und haben Fußball aus der Zweiten Liga gespielt. Dann haben wir uns verändert und mehr auf Sicherheit gespielt. Da haben die Ergebnisse auch nicht gepasst. Dann haben wir uns wieder verändert. Nun kommen wir mit dieser offensiven Art Fußball zu spielen besser klar.“

Vor allem einer: Albert Bunjaku, seit Samstag der personifizierte „Meisterschreck“. „Dass Albert diese Qualität hat, war mir klar“, zeigt sich Oenning wenig überrascht von der rasanten Entwicklung seines Topknipsers (sechs Saisontreffer). Quirlig, dynamisch, gedankenschnell schoss Bunjaku (56./64.), fein gefüttert von seinem Schweizer Landsmann Daniel Gygax, die Wölfe quasi im Alleingang ab. Für Bader Grund genug, den Aufschwung dem Billig-Bomber (kam für 250000 Euro von Drittligist RW Erfurt) zuzuschreiben: „Man kann die Entwicklung nicht an einem Spiel, aber ein Stück weit an Albert Bunjaku festmachen. Denn jetzt hat er seine Chancen und trifft auch.“

"Müssen ruhig bleiben und einfach weitermachen"

Dabei wäre Albert in der Halbzeitpause noch fast verzweifelt. Zuvor hatte er, wie auch sein diesmal äußerst agiler Sturm-Kollege Christian Eigler, beste Chancen versiebt (8./14.). „Aber der Trainer hat uns gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen und einfach weitermachen sollen. Denn hier sei heute was zu holen.“

Drei Punkte, „eine Menge Selbstvertrauen“ (Kapitän Andy Wolf) und die Bestätigung laut Bader, „mit den Großen mithalten zu können. Warum sollten wir dann nicht unsere Stärken ausspielen?“

Maroh: "Coolness von Peer hätte ich nicht gehabt"

Dazu gehört offensichtlich auch, bei allem Jubel, so einen Coup richtig einzuordnen: „Das Spiel hätte auch anders ausgehen können“, verweist Wolf auf die zahlreichen Wolfsburger Chancen. Allein Edin Dzeko scheiterte mehrmals an Raphael Schäfer. Dzeko fehlte das nötige Quäntchen Glück – oder die Abgezocktheit eines Peer Kluge. So eiskalt, wie Oennings neuer Regisseur in der letzten Sekunde (94.) den entscheidenden Konter über Diekmeier und Gygax zum 3:2 abschloss, nötigte sogar seinen Mitspielern höchsten Respekt ab. Maroh ehrlich: „Die Coolness von Peer hätte ich nicht gehabt.“ Krischan Kaufmann

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.