Nürnberg rätselt, wie diese Bombe ins Wasser kam
Nürnberg - Eine alte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gibt den Experten Rätsel auf. Im Wöhrder See, einem Naherholungsgebiet mitten in Nürnberg, wurde sie entdeckt. Doch wie kam das mit zwei Zentnern Sprengstoff beladene und immer noch gefährliche Teil dorthin?
Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg, die "Stadt der Reichsparteitage", immer wieder Ziel britischer Fliegerstaffeln. Unzählige Bomben regneten auf die Stadt nieder – nicht alle explodierten. Doch diese nahe liegende Überlegung scheidet bei dem Blindgänger im See aus.
Bombe kann kein Blindgänger sein
Als die Bomben auf Nürnberg fielen, gab es den Wöhrder See noch nicht. Er wurde erst Jahrzehnte später künstlich angelegt, die Eröffnung fand 1981 statt. Fachleute der Stadt und des Wasserwirtschaftsamtes halten es für nahezu ausgeschlossen, dass die Bombe bei den notwendigen Aushubarbeiten für den See unentdeckt geblieben wäre. Dieser Umstand allein ist es allerdings nicht, der das "Ratespiel" auslöst.
Gespeist wird der Wöhrder See von der Pegnitz, die ein sehr gemächliches Fließgewässer ist. Auf ihrem Weg, der auch mitten durch die Stadt führt, trägt sie dennoch unermüdlich Sand, kleine Steinchen und sonstige Sedimente in den See.
Die feste Schlammschicht, die sich dort seit der Eröffnung abgelagert hat, ist mittlerweile drei Meter dick und wird beseitigt. Bei diesen Arbeiten wurde die Bombe auch entdeckt. Das Problem ist die geringe Tiefe, in der der Sprengkörper gefunden wurde: zwei Meter, ringsum dick eingebettet in die Ablagerungen, die erst Jahrzehnte nach den Fliegerangriffen entstanden.
Landete die Bombe nachträglich im See?
Ulrich Fitzthum, Chef des Staatlichen Wasserwirtschaftsamtes und in den Bombenfund eingebunden, kann daraus nur einen einzigen Schluss ziehen: "Die Bombe", sagte er, "kann unter diesen Umständen nur nachträglich im See gelandet sein." Doch die Frage, die auch von ihm nicht beantwortet werden kann, lautet: Wie soll das passiert sein?
Beide Möglichkeiten, die die Fachleute kurzzeitig in Betracht zogen, haben eher theoretischen Charakter mit geringem Wahrscheinlichkeitsfaktor. Im einen Fall wäre die zentnerschwere Bombe Millimeter für Millimeter von der Pegnitz in den Wöhrder See getragen worden, über Jahrzehnte hinweg, völlig unbemerkt und mit einer entscheidenden Hürde: Über das meterhohe Flusswehr zu kommen – ausgeschlossen!
Auch eher im Reich der Gedankenspiele angesiedelt ist die zweite Möglichkeit: Vibrationen am Grund des Sees hätten die Bombe nach oben mitten in die Ablagerungen hinein transportiert. Wasserwirtschaftsamts-Chef Fitzthum ist äußerst skeptisch. „Welche Turbulenzen sollen das sein?“, fragt er sich.
Wurde die Bombe illegal entsorgt?
Variante Nummer 3 wäre eher ein Fall für die Staatsanwaltschaft: illegale Entsorgung einer Bombe. Der Aufwand bei Bombenentschärfungen ist gewaltig. Das war auch in diesem Fall so. Tausende Menschen im Umkreis von 500 Metern wurden aus Häusern und Bürotürmen geholt, Hunderte Hilfskräfte waren vor Ort, Sprengstoffspezialisten im Einsatz, sogar der Luftverkehr am Flughafen wurde für einen kurzen Zeitraum gesperrt. Wollte also ein Grundstücksbesitzer oder Bauherr Kosten sparen – Lebensgefahr inklusive?
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