Nürnberg: Nazi-Inschrift an Haus übersehen

Nürnberg - Eine Inschrift mit Nazi-Ideologie an einem Wohnhaus in Nürnberg ist jahrzehntelang nicht aufgefallen. An dem Haus im Stadtteil Eibach steht unter anderem: «Zum Wohle deutsch. Volksgenossen.» Die Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair sagte: «Das ist NS-Rhetorik. Solche Tafeln sind Sinnbild für die Ideologie, die zum Holocaust geführt hat.»
Die Nazis hätten nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 mit diskriminierenden Begriffen wie «Volksgenossen» oder «Volksgemeinschaft» systematisch Juden sowie Sinti und Roma ausgegrenzt. Auch heute noch bedienten sich rechte Parteien wie die NPD solchen Vokabulars. Zuerst hatten die «Nürnberger Nachrichten» (Dienstag) über die Inschrift berichtet. Nun soll eine erklärende Tafel dazu aufgestellt werden.
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Bisher seien die Worte niemandem aufgefallen - weder den Bewohnern des Fünf-Parteien-Hauses noch externen Gutachtern. Die Inschrift sei «sehr versteckt hinter einem großen Busch» und nur von einer Seite aus zu sehen, sagte sagte Marko Dörsch, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft Selbsthilfe, der das Haus gehört. Groß saniert worden sei das Haus bisher auch nicht - höchstens einmal gestrichen. Der Vorstand sei sehr überrascht gewesen, als er durch die Recherchen der Zeitung von der Inschrift erfuhr. Dörsch betonte, die Baugenossenschaft habe «keinerlei Schnittmenge mit dem Gedankengut der Nationalsozialisten».