Nürnberg: Kommen Flüchtlinge ins Teppichlager?

Die 260 Mitarbeiter des insolventen Nürnberger Textilunternehmens Aro wissen noch nicht, wie es mit ihnen weitergeht. Chef Michael Roth hat indes schon Pläne: Er will die Firmenzentrale vermieten.
von  Ralph Hub
Michael A. Roth in seiner Firma
Michael A. Roth in seiner Firma © AZ-Archiv

Nürnberg - In Nürnberg könnten demnächst Flüchtlinge in der Firmenzentrale des insolventen Heimtextilhändlers ARO unterkommen. Der bisherige Firmenchef und frühere Präsident des 1. FC Nürnberg, Michael A. Roth, habe dem Sozialamt ein entsprechendes Angebot unterbreitet, berichtete ein Mitarbeiter der Stadt am Freitag.

Während 260 Mitarbeiter des Teppichunternehmens um ihre Jobs bangen, könnte der Firmenchef aus dem Insolvenzverfahren sogar noch Kapital schlagen.
Rund 200 Flüchtlinge sollen nach aktuellen Überlegungen in der bisherigen Firmenzentrale untergebracht werden. Einen entsprechenden Bericht des Bayerischen Rundfunks bestätigte Christian Metzler, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Nürnberg am Freitag. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen.

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly bestätigte entsprechende Planungen. Selbstverständlich werde man nicht gegen ein geordnetes Insolvenzverfahren arbeiten, sagte der SPD-Politiker dem BR. Viele Büroimmobilien, schränkt Maly ein, seien für die Unterbringung von Asylbewerbern eher schlecht geeignet.

Wie jetzt öffentlich wurde, hat ARO-Geschäftsführer Michael A. Roth der Stadt bereits vor Wochen ein Angebot gemacht. Das Gelände gehört der Familie Roth und ist an das Unternehmen ARO lediglich vermietet.
Pikant: Womöglich wäre eine Nutzung des Areals als Flüchtlingsunterkunft für die Familie Roth lukrativer als die Fortführung des defizitären Teppichgeschäftes. Auf dem Gelände sind derzeit noch die Verwaltung, das Lager, der Zuschnitt und eine Verkaufsfiliale untergebracht.

Erstaunt über die Pläne zeigte sich der Insolvenzverwalter Harald Schwartz. Seine Aufgabe ist es, nach Investoren zu suchen, die das Unternehmen übernehmen könnten. Schwartz: „Es vereinfacht die Verhandlungen nicht, wenn der Eigentümer die Immobilie vorher aus dem Unternehmen ziehen möchte.“

Firmenchef Roth (80) wollte sich bisher zu den Plänen nicht äußern. ARO hatte Ende August zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren Insolvenz beantragt. Das Nürnberger Traditionsunternehmen mit 254 Mitarbeitern und 54 Filialen in ganz Deutschland war 1956 von Michael A. Roth gegründet worden. Bis 2009 war Roth Präsident des 1. FC Nürnberg.

 

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