Nürnberg ist so sicher wie nie

So wenige Verbrechen gab es schon seit zehn Jahren nicht mehr. Trotzdem hat die Polizei einige Probleme zu lösen
Andrea Uhrig |
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Zufriedene Gesichter bei den obersten Ordnungshütern: Mittelfrankens Polizeipräsident Johann Rast stellte gestern zusammen mit dem Nürnberger Polizeichef Hermann Guth und dem Leitenden Kriminaldirektor Peter Pezolt die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vor.
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Wenn Ausgehwütige trinken, kommt es zu den meisten Schlägereien.
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NÜRNBERG Der neue mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast und Nürnbergs Polizeichef Hermann Guth können mit ihrer Bilanz zufrieden sein: Bereits seit sieben Jahren in Folge werden in Mittelfranken weniger Straftaten registriert als im Vorjahr. Und auch in Nürnberg ging die Zahl wieder um 2,6 Prozent auf 42.401 Delikte zurück – die geringste Kriminaltitätsbelastung der letzten zehn Jahre!

Noch im Jahr 2009 war die Zahl der Straftaten auf 43.520 angestiegen. Umso mehr freuten sich die Beamten gestern, den Rückgang verkünden zu können. Auch mit der Aufklärungsquote sind die obersten Ordnungshüter sehr zufrieden. Insgesamt 27.669 Delikte konnten geklärt werden. Damit stieg die Quote von 64,1 auf 65,3 Prozent. Bei den acht Morden und 13 Totschlagsfällen waren es hundert Prozent.

Der positive Trend gilt auch für Mittelfranken. Die Zahl der angezeigten Straftaten sank von 94.321 um ganze vier Prozent auf insgesamt 90.562, auch hier wurden zwei Drittel geklärt. Sowohl beim einfachen wie auch beim schweren Diebstahl markieren die aktuellen Werte einen neuen Tiefststand innerhalb der letzten zehn Jahre. Ein schöner Rekord.

Allerdings gab es auch ein paar schlechte Nachrichten...

Vorsicht am Geldautomaten

Größtes Sorgenkind ist der Betrug mit Daten fremder Kredit- und EC-Karten, von denen sich Gauner die Geheimzahl besorgt haben. Die Zahl der Fälle verdoppelte sich innerhalb eines Jahres auf 211. Dazu zählt auch das so genannte Skimming, bei dem Geldautomaten so manipuliert werden, dass die Täter an sämtliche Daten der EC-Karten kommen. Danach räumen sie dann die Konten ab. Gesamtschaden: 300.000 Euro „In Einzelfällen ist er zum Teil sechsstellig“, weiß der Leitender Kriminaldirektor Peter Pezolt, der die Masche „Diebstahl der modernen Zeit“ nennt. Mit speziell ausgebildeten Kräften nehmen die Ermittler jetzt den Kampf die Langfinger auf. Wichtig sei es auch, die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Saufende Kids schlägern

Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte ist zwar um zwei Prozent gesunken, sogar die Zahl der Schlägereien im öffentlichen Raum, also auf Straßen, Plätzen und in Kneipen ging um 15,3 Prozent sehr stark zurück. Doch trotzdem ist Nürnbergs Polizeichef nicht zufrieden. Denn er hat ein Problem mit angetrunkenen Nachtschwärmern: 59 Prozent aller Schlägereien ereigneten sich an den so genannten Fortgehtagen Donnerstag, Freitag und Samstag. Jeweils nach Mitternacht steigt die Zahl der Prügeleien rapide an und sinkt erst wieder nach sechs Uhr. Innerhalb dieser 15 Stunden „werden 50 Prozent aller Körperverletzungsdelikte im öffentlichen Raum begangen“, betont Hermann Guth. Bezeichnend: 29 Prozent davon passieren im Bereich der Innenstadt. Da bei fast Dreiviertel aller Fälle Alkohol eine Rolle spielt, fordert er eine Sperrzeitverlängerung: „Aus polizeilicher Sicht wäre es in jedem Fall wünschenswert.“

Mehr Opfer bei Vergewaltigungen

Bei den Sexualdelikten ist nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2009 die Zahl nochmal um neun Prozent auf 315 gesunken. Bei den Vergewaltigungen konnten zwei Serien mit insgesamt neun Fällen geklärt werden. Doch leider wurden im vergangenen Jahr 16 Frauen mehr vergewaltigt, insgesamt gab es 69 Fälle. Meist kannten die Frauen die Täter – manchmal war es der eigene Freund oder gar Ehemann! Glücklicherweise blieb die Hälfte der im Versuchsstadium stecken. Positiv: Es wurden weniger Kinder sexuell missbraucht.

Selbstgemschte Drogen fordern 4 Todesopfer

Einen dramatischen Anstieg gab es im vergangenen Jahr bei den Drogenopfern: 29 Menschen starben an einer Überdosis – im Jahr zuvor waren es noch 21. Diese Zahl war in Nürnberg bereits im Oktober erreicht. Grund dafür war unter anderem hochreines Heroin, das in der Szene im Umlauf war. Vier Süchtige mussten ihr Leben lassen, nachdem sie aus Schmerzpflastern ein spezielles Medikament herausgefiltert hatten. Das spritzten sich die Junkies dann. Doch der Stoff lässt sich so nicht dosieren. Ein lebensgefährlicher Trip, der tödlich endete. Die Zahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stieg auf 1973 um 86 Fälle (plus 4,6 Prozent).

Autoklau stieg drastisch an

Während die Diebstähle von Fahrrädern (minus 11,7 Prozent) und Autoteilen (minus 23,5 Prozent) zurück gingen, kletterte die Zahl der gemeldeten Autoaufbrüche drastisch um 189 Fälle auf insgesamt 29,4 Prozent! Hauptgrund für die extreme Steigerung: Eine Bande hatte sich Fahrzeugen des VAG-Konzerns (VW und Audi) spezialisiert. Sie suchten neben dem Großraum Nürnberg auch andere Städte in Ostbayern sowie in Sachsen und Österreich heim. Die Täter waren in der Lage, die Sicherungseinrichtungen von hauptsächlich älteren Fahrzeugen locker zu überwinden. „Als zwei Täter gefasst wurden, riss die Serie abrupt ab“, erklärte Hermann Guth gestern.

Ebenfalls einen Anstieg gab es bei den Ladendiebstählen (insgesamt wurden 4526 angezeigt, das waren 7,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr). Auch Einfamilienhäuser waren häufiger Ziel von Langfingern, seit Oktober gibt es eine neue Serie.

 

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