Nürnberg: Ex-Präsident Roth versöhnt sich mit Nachfolger Schäfer

„So kleine Meinungsverschiedenheiten werfen uns doch nicht aus der Bahn“. Beide zeichneten die Club-Anleihe. Vize Ralf Woy beantwortet die wichtigsten Fragen zum Finanzierungsmodell
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Vormals Darlehensgeber, jetzt Anteilseigner: Ehren-Präsident Michael A. Roth (l.) und Boss Franz Schäfer geht es mehr um die FCN-Zukunft als um sechs Prozent Zinsen.
Zink/JüRa Vormals Darlehensgeber, jetzt Anteilseigner: Ehren-Präsident Michael A. Roth (l.) und Boss Franz Schäfer geht es mehr um die FCN-Zukunft als um sechs Prozent Zinsen.

„So kleine Meinungsverschiedenheiten werfen uns doch nicht aus der Bahn“. Beide zeichneten die Club-Anleihe. Vize Ralf Woy beantwortet die wichtigsten Fragen zum Finanzierungsmodell

NÜRNBERG Keine Frage, die Club-Anleihe ist sehr zäh angelaufen. Dabei ist das geplante Funktionsgebäude mit einem Bauvolumen von 3000 Quadratmetern und 4,5 Millionen Euro eng mit der Zukunft des „Ruhmreichen“ verbunden. Das sieht mittlerweile auch Ehren-Präsident Michael A. Roth so, der noch im Dezember (AZ berichtete exklusiv) gepoltert hatte: „Wollen die auf goldenen Sesseln sitzen? Wir hatten lange an den Folgen zu knabbern, als vormals aus Größenwahn überflüssige Bauten am Valznerweiher entstanden sind.“

Nun ist Schluss mit den Vorwürfen! Am Samstag zeichnete Roth die Anleihe – und versöhnte sich auch mit Franz Schäfer. „So kleine Meinungsverschiedenheiten werfen uns doch nicht aus der Bahn“, klopfte Roth seinem Nachfolger auf die Schulter. Auch Schäfer versichert: „Der Micha und ich waren, sind und bleiben Freunde.“ Alles und alle für den Club. Vize Ralf Woy beantwortet die wichtigsten Fragen zur Anleihe.

AZ: Warum wurde eine Anleihe und nicht eine Hypotheken-Finanzierung oder ein Immobilien-Leasing gewählt?

RALF WOY: Unternehmensanleihen sind weltweit das Finanzierungsmodell Nummer eins! Auch Lufthansa, Siemens und viele andere Großfirmen setzen darauf. Das, was wir an eine Bank oder Leasing-Gesellschaft hätten zahlen müssen, geben wir lieber unseren Fans. Was ich nicht erwartet hatte, waren die vielen Fragen, die unser Produkt aufgeworfen hat. Es ist erklärungsbedürftiger als angenommen. Vielleicht gab es anfangs auch Vorbehalte, weil wir wieder einmal 0:4 auf den Deckel bekommen hatten, bei Borussia Dortmund.

Wäre der Zeitpunkt der Bekanntgabe direkt nach dem Aufstieg nicht besser gewesen?

Wir haben uns erst letzten Juni/Anfang Juli mit dem Thema Anleihe intensiv beschäftigt. Allerdings standen die begleitenden Kosten von bis zu 700000 Euro für ein derartiges Vorhaben in keinem Verhältnis. Die VR-Gruppe, unser Exklusivpartner, ist uns sehr entgegen gekommen, hat ganz deutlich gemacht: Wir wollen an der Anleihe nichts verdienen.

Welches Risiko besteht für die Anleger?

Unternehmens-Anleihen, also auch unsere Club-Anleihe, sind deutlich höher verzinst als beispielsweise ein Sparbuch, weil ein höheres Risiko besteht. Aber es ist ein kalkulierbares Risiko.

Angesichts eines zum 30. Juni 2009 ausgewiesenen Verlustes von 5,8 Millionen Euro – bei einer Insolvenz wären die Anleger ihre Kohle los.

Den Club gibt es seit fast 110 Jahren. Und es wird ihn noch länger als die nächsten sechs Jahre, der Laufzeit der Anleihe, geben. Er gehört zu Nürnberg wie die Burg. Wir werden unseren Weg, finanziell absolut solide zu wirtschaften, nicht verlassen. Wenn wir Harakiri fahren würden, hätten wir letzten Sommer fünf, sechs hochwertige Spieler eingekauft, ohne zu wissen, wie wir sie finanziell stemmen sollen. Wir wollen Aufbruchstimmung verbreiten, endlich nicht nur an das Morgen denken, sondern an die Zukunft.

Wie sicher sind die Einlagen?

Es soll keiner für unsere Anleihe sein Auto oder gar Haus verkaufen. Als heute Verantwortlicher versichere ich: Einlage und Zinsen werden pünktlichst ausbezahlt. Wir haben eine große Verantwortung gegenüber den Zeichnern, unserem Aufsichtsrat, den Wirtschaftsprüfern und vor allem der für die Lizensierung zuständigen DFL.

Die Zeichnungsfrist endet am 19. März. Sind bis dahin die sechs Millionen Euro erzielt?

Durch den massiven Aufklärungsbedarf, den ich begrüße, fehlen uns knapp vier Wochen. Je nach Zeichnungsvolumen, derzeit knapp zwei Millionen Euro, kann es sein, dass wir die Frist ein bis zwei Monate verlängern.

Welche Auswirkungen hat dies auf den Baubeginn?

Am für Mitte des Jahres geplanten Spatenstich ändert sich nicht unbedingt etwas. Allerdings werden wir die Ausschreibung zu den Baumaßnahmen sehr intensiv führen, wollen den einen oder anderen Sponsor dazu bewegen, seine Baukosten in ein Sponsoring umzuwandeln. Es soll kein Palast mit goldenen Wasserhähnen entstehen.

Schon jetzt sind die Baukosten von sechs auf 4,5 Millionen gesenkt worden. Weil die Anleihe so zäh anlief?

Nein. Unser Architekt Ralf Matuschek ist mit ganzem Herzen Cluberer. Auch er hat eingesehen, dass die Funktionalität über der ganzen Kreativität eines Spitzenarchitekten stehen muss. So haben wir aus ursprünglich 25 Internatszimmern 15 gemacht, verzichten auf einen überdachten Bus-Parkplatz, zudem sind die Kosten für Neubauten seit unserer Eingabe bei der Bauordnungsbehörde der Stadt Nürnberg Mitte 2007 generell erheblich gesunken.

Wie werden dann die übrigen 1,5 Millionen aus der Anleihe verwendet?

Die würden wir, immer zweckgebunden versteht sich, für die ersten Unterhaltungskosten hernehmen. Oder wir können uns drei Vitrinen mehr für unser Museum leisten.

Wird auf jeden Fall gebaut?

Wenn uns letztendlich ein Teil, ich spreche da von maximal 1,5 Millionen Euro, fehlt, würden wir eine zusätzliche Finanzierung durch eine Bank stemmen. Zur Realisierung werden wir jedenfalls garantiert keinen Spieler verkaufen.

Welche Auswirkungen hat die Club-Anleihe auf die Lizensierung?

In unseren Unterlagen für Erste und Zweite Liga sind die voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts und der Zeitraum der Club-Anleihe dargestellt. Erzielen wir die vollen sechs Millionen, muss im ersten Jahr ein Zinsaufwand von 360000 Euro in unsere Planungen – Liquidität, Einnahmen und Ausgaben sowie unsere Banklinien berücksichtigt – eingebaut werden. Bei einem Abstieg würde es für uns schwieriger werden. Aber dennoch ist das Funktionsgebäude dann realisierbar. Markus Löser

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