Nürnberg: Dynamisch ins Verderben
Stürmischer Club steht gegen clevere Stuttgarter am Ende mit leeren Händen da. Trainer Hecking verständnisvoll: „Nur Siege helfen, also welchen Vorwurf soll ich der Mannschaft machen?
NÜRNBERG Als Vorletzter helfen im Abstiegskampf nur Siege weiter. Und genau so sind sie auch aufgetreten, die Cluberer, gegen die Serientäter aus Stuttgart. Rückstand? Egal! Ausgleich? Nicht genug! Folge: Der Ex-Fürther Roberto Hilbert nutzte den Tatendrang der Schützlinge von Dieter Hecking mit dem entscheidenden 2:1 für den VfB nach 87 Minuten. „Wir sind für die Gier nach dem Heimsieg bestraft worden“, gesteht FCN-Trainer Hecking nach dem verpassten Befreiungsschlag im Abstiegskampf.
"Art und Weise sollte uns Mut machen"
Klar, drei Punkte gegen die Schwaben und damit zumindest der Sprung auf Relegationsplatz 16 hätten nach dem 21. Spieltag auch nicht mehr als nur eine Momentaufnahme bedeutet. Der dritte Heimsieg wäre aber ein großer Schritt gewesen, die Konkurrenten Hannover (mit 17 Zählern ein Punkt vor), Freiburg (19) und Bochum (22) noch mehr unter Druck zu setzen. „Gegen diesen psychologischen Vorteil hätte ich nichts gehabt“, sagt Hecking, richtet den Blick jedoch nach vorne: „Die Art und Weise, wie wir gegen den VfB agiert haben, sollte uns Mut machen für die nächsten Wochen.“
Vier Spiele sind seit dem Trainerwechsel unter Heckings Regie absolviert, vier Punkte können sich sehen lassen. Noch mehr aber das Auftreten. Von wegen Helm ab zum Gebet nach Rückschlägen. Schadensbegrenzung ist nicht mehr. Es wird wieder bis zum letzten Moment gekämpft. Zudem kommt das spielerische Element immer mehr zum Tragen. Obwohl: „Machen wir uns nix vor, unsere Möglichkeiten sind beschränkt“, weiß der mit einer üblen Fleischwunde ausgewechselte Torhüter Raphael Schäfer (siehe unten), aber: „Jetzt versuchen wir wenigstens alles.“
"Bittere Niederlage wirft uns nicht zurück"
Fortschritt statt Rückschritt lautet das Credo. „Die bittere Niederlage wirft uns nicht zurück“, versichert Kilometerfresser Christian Eigler. Abwehr-Nachrücker Dominic Maroh: „Wenn man so blöd verliert, ist man ein, zwei Tage deprimiert. Aber wir werden wieder aufstehen.“ Für Albert „Prinz Knallbert“ Bunjaku, den sein zehntes Saisontor nicht trösten konnte, steht fest: „Die verlorenen Punkte machen wir in Gladbach gut.“
Hecking: "Welchen Vorwurf soll ich machen?"
Dazu ist, bei allem Engagement, allerdings mehr Hirn und weniger Brechstange gefordert. „In der Schlussphase war eine Eigendynamik drin, da kommst du an die Mannschaft nicht mehr ran“, hätte Hecking „als Trainer mit einem Punkt gut leben können.“ Ermuntert von nur noch auf Konter lauernden Stuttgartern geriet der Rückwärtsgang in Vergessenheit. „Welchen Vorwurf soll ich machen?“, fragt Hecking. „Nur Siege helfen uns. Auf unserem Weg unten raus müssen wir auch mit Rückschlägen leben.“
Ein Balanceakt, der bis Saisonende am 8. Mai andauern wird. Gier allein wäre da ein schlechter Begleiter. Gute Leistungen definieren sich letztlich doch nur über Punkte. Markus Löser
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