Nürnberg: Die bizarren Fantasien des Prostituerten-Killers Felix R.

Felix R. (21) hat in Nürnberg zwei Prostituierte getötet. Inspiration dazu hat er offenbar im Netz gefunden. Ende Mai startet der Prozess.
Helmut Reister |
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Felix R. hat beide Taten gestanden.
News5/AZ Felix R. hat beide Taten gestanden.

Nürnberg - Gewalttätig, pervers, alle Grenzen überschreitend - so lässt sich die irre Welt im Kopf von Felix R. (21) beschreiben. Für das Nürnberger Schwurgericht, wo er sich ab Ende Mai wegen des Mordes an den zwei Prostituierte Yenna und Miyoko verantworten muss (AZ berichtete), wird der Prozess auch eine virtuelle Reise in die tiefsten Abgründe des Internets.

Die Daten, die auf seinen drei Smartphones und diversen Speichermedien von den Ermittlern sichergestellt wurden, belegen seine Kontakte zu den beiden ermordeten Prostituierte unmittelbar vor den Verbrechen und sind ein schwer belastendes Indiz. Gestanden hat er die beiden Taten angesichts der erdrückenden Beweislange ohnehin schon.

Im PC-Baller-Spiel "World of Warcraft" ist Felix R. absolute Spitze. Helfen werden ihm diese Bestmarken, auf die die Ermittler bei der Auswertung seiner gespeicherten Daten gestoßen sind, im Strafverfahren allerdings nicht. Dort spielen ganz andere Dateien eine Rolle - solche, in denen sexuell motivierte Gewaltexzesse dargestellt sind.

Zu den vielen Machwerken, die Gewalt transportieren und über dunkle Kanäle des Internets am Ende auf seinen Smartphones landeten, gehört auch ein Video-Clip, auf dem die Vergewaltigung und Ermordung einer Frau zu sehen ist. Die Ermittler glauben, dass dieser Clip aus dem Darknet Felix R. als Vorlage für seine beiden Morde diente.

Auch beide Opfer von Felix R. sind gefesselt worden

Die darin zu sehende Ermordung einer gefesselten Frau im Live-Modus, ein qualvoller Erdrosselungsvorgang, der immer wieder unterbrochen wird, um ihren Tod hinauszuzögern, ist unerträglich. Für Felix R. scheint das Horror-Szenario auf seinem Display der ultimative sexuelle Kick gewesen zu sein - einen, den er nicht nur virtuell erleben wollte?

Beiden ermordeten Prostituierte waren die Hände gefesselt, als sie in ihren Studios entdeckt wurden, beide wiesen massive Gewalt-spuren am Hals auf. In einem Fall führte Erdrosseln direkt zum Tod, das andere Opfer lebte offenbar noch, als der Täter die Wohnung in Brand setzte und sie dort sterbend zurückließ. Nach seiner Festnahme gab Felix R. an, dass Streit um Geld der Auslöser für die beiden Taten im Mai und Juni 2017 gewesen sei und sexuelle Motive keine Rolle gespielt hätten.

Der 21-Jährige hat keine sozialen Kontakte außerhalb des Netzes

Waren es tatsächlich aus dem Ruder gelaufene Affekthandlungen? Oder nicht doch der Tiefpunkt einer über Jahre anhaltenden Entwicklung, die sich nicht stoppen ließ?

Zum Zeitpunkt der Morde lebte Felix R. als Sozialfall in einem Obdachlosenheim im Westen Nürnbergs, mit einem halben Dutzend anderer gesellschaftlich Gestrandeter in einem Zimmer.

Seine Mitbewohner, wie mehrere von ihnen bestätigten, erlebten ihn ausschließlich beim Hantieren mit seinen Handys, die er vor allem zur Kommunikation mit Prostituierte nutzte. "Er machte praktisch nichts anderes", beschreibt ein Mitbewohner das damalige Verhalten von Felix R.

Viele Details der Ermittlungen sprechen dafür, dass er nur noch in einer virtuellen, von Gewalt beherrschten Scheinwelt lebte. Soziale Kontakte zur Familie, zu Freunden oder Bekannten - Fehlanzeige.

Eine entscheidende Rolle dabei, ob Felix R. bei einer Verurteilung im Gefängnis oder auf unbefristete Zeit in der Psychiatrie landet, wird sein psychiatrisches Gutachten spielen. Fertig ist es noch nicht, da er eine Mitwirkung ablehnt.

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