Nürnberg: Der alte Wolf kehrt zurück
Trainer Dieter hält dem Club-Kapitän, zuletzt mit sich selbst unzufrieden, den Rücken frei. „Wir wissen, dass wir weiter Vollgas gegen müssen“
NÜRNBERG Wenn sich zu körperlichen Problemen auch noch diese Leere im Kopf gesellt, spätestens dann müssten die Alarmglocken läuten – eigentlich. Andreas Wolf hat diese Signale viel zu lange ignoriert. „Ich habe mich in Sachen reingesteigert“, gesteht der Club-Verteidiger, „die ich als Kapitän unbedingt anpacken wollte, vielleicht auch musste.“
"Trainer Hecking steht voll hinter mir"
Letztlich ein kapitales Eigentor. Denn Wolf selbst blieb als Profi und Mensch auf der Strecke. Der 27-jährige Vollblut-Cluberer konnte kaum an seine gewohnten, von ihm wie selbstverständlich erwarteten Leistungen anknüpfen. Und in der Öffentlichkeit legte er teilweise einen Umgangston an den Tag, mit dem er sich ins Abseits zu katapultieren drohte. Vorbei, abgehakt, denn: „Trainer Dieter Hecking steht voll hinter mir, schenkt mir sein volles Vertrauen und nimmt selbst einige wesentliche Dinge in die Hand.“
Welche Dinge das sind, darüber schweigt Andy. Nur so viel: „Es ist nicht meine Art, mit dem Finger auf andere zu zeigen.“ Ob er Ex-Trainer Michael Oenning meint? Sei’s drum. Das Verhältnis zu Oenning hatte spätestens letzten Oktober nach der 0:4-Klatsche in Leverkusen einen schweren Knacks erlitten. Wolf und die Kollegen aus dem Mannschaftsrat monierten bei Manager Martin Bader zu lasches Training, hinterfragten Oennings ohne Not praktizierte Rotation. Rumms! Ein Spiel später wurde Hertha Berlin 3:0 abgebürstet. Alles in Butter? Pah. Die Halbwertzeit des Burgfriedens tendierte – angeblich auch aufgrund von Beziehungsproblemen rund um Oenning – gen Null.
Wolf: "Habe vergessen, an mich zu denken"
„Ich habe vergessen, an mich zu denken, habe leider zu oft die Brechstange ausgepackt. Zu alter Stärke findet man dann deutlich langsamer“, sagt er im Rückblick auf seine Knieverletzungen (erst Kreuzbandriss, dann Meniskusriss) aus der Aufstiegssaison: „Da war ich total am Boden.“ Aus diesem Tief zog ihn „die Geburt unserer Tochter Mila Angelina letzten Mai. Sie hat mir sehr viel Kraft gegeben.“
"Jeder will den alten Wolf, der werde ich auch wieder"
Auf einen Wolf im Schafspelz, vor dem die Gegner zunehmend weniger Respekt haben, hat Andy null Bock. „Jeder will den alten Wolf, der werde ich auch wieder“, versichert er. Auch er geht „gestärkt aus dem Bayern-Spiel. Das 1:1 gibt uns einen Schub. Wir wissen, dass wir weiter Vollgas geben müssen, Bochum am Samstag kein Selbstläufer wird.“ Es ist immer besser, die Signale richtig zu deuten, bevor die Alarmglocken schrillen. Markus Löser