Nürnberg: Ausrufezeichen zum Abschied

1976 traten die Scorpions in Fürth als Vorband von Kiss auf. 34 Jahre später sagen sie in der Arena „Servus“ – als die wohl größte deutsche Rockband aller Zeiten
von  Abendzeitung
Die Scorpions 2010: Pawel Maciwoda, Klaus Meine, Matthias Jabs, James Kottak und Rudolf Schenker (v.l.).
Die Scorpions 2010: Pawel Maciwoda, Klaus Meine, Matthias Jabs, James Kottak und Rudolf Schenker (v.l.). © sonybmg

NÜRNBERG - 1976 traten die Scorpions in Fürth als Vorband von Kiss auf. 34 Jahre später sagen sie in der Arena „Servus“ – als die wohl größte deutsche Rockband aller Zeiten

Vor der MTV-Grundig-Sporthalle in Fürth parkt ein alter 190er Mercedes. Davor unterhalten sich ein paar Typen. Das Wort „Krautrock“ fällt dabei einige Male: „The Scorpions“ sind als Vorgruppe der Glamour-Band „Kiss“ unterwegs. Diese Szene spielte sich 1976 ab. Keiner konnte damals ahnen, auf welchen Triumphzug sich Gründungsmitglied Rudolf Schenker, Sänger Klaus Meine und Co. in den nächsten 34 Jahren begeben würden. Ihr Mix aus Balladen und Rock kam an – weltweit. Am Donnerstag machen die Rocker auf ihrer bis 2012 andauernden „Get your Sting and Blackout-Farewell“-Abschiedstour nochmals in Nürnberg Station. Sie sagen lautstark „Servus“. Das Konzert in der Arena Nürnberg ist selbstredend seit langem komplett ausverkauft – nochmal ein letztes Ausrufezeichen.

Deutsche Musik-Botschafter

Denn nach der Tournee lösen sich die Scorpions auf. Kaum zu glauben, eigentlich. Ein letztes Mal den Schmuse-Klassiker „Wind Of Change“ inhalieren, aufsaugen, ein paar Tränen vergießen bei diesem Mega-Song und an schöne Stunden denken. Oder sich bei „Rock You Like A Hurricane“ und „Big City Nights“ an heiße Feten erinnern. Die Engländer beschimpften einst die „Scorpions“ (wie auch andere deutsche Bands) als „Krauts“. Doch ihr geradliniger, ehrlicher, unkomplizierter Rock drang aber in aller Ohren. Auch auf der britischen Insel.

Als deutsche Musik-Botschafter waren die Scorpions weltweit unterwegs. Im Mai 2010 wurden sie in Monte Carlo bei den World Music Awards für ihr Lebenswerk mit dem „Legend Award“ ausgezeichnet. Nur eine von vielen (Erfolgs-)Geschichten.

Auch Anekdoten gibt es reichlich und buchfüllend von der 1965 in Sarstedt gegründeten Rock-Gruppe. Im Dezember 1990 erlebte Nürnberg etwa einen besonders kuriosen „Scorps“-Abend in der Frankenhalle. Blödel-Barde Otto stieg zu den Rock-Freaks auf die Bühne und sang mit ihnen ein paar Lieder. Danach gab’s noch spontanes Posen fürs Erinnerungsalbum im Backstage-Bereich, bei dem auch die einstige FCN-Fußballzaubermaus Sergio Zarate nicht fehlen wollte.

Vergoldete Gitarren

Eine andere Geschichte, und die dauert auch schon drei Jahrzehnte, ist die des Schwabachers Herbert Engelhard, der per Zeitungsannonce eine Gitarre suchte, durch Zufall bei Rudolf Schenker landete und ihm eine gebrauchte „Flying V“ abkaufte. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Gitarrenbauer Engelhard fertigte im Lauf der Jahre für Schenker einige Instrumente an. Zwei dieser Exemplare hat der 51-Jährige nun nachgebaut und vergoldet. Morgen signieren Rudolf Schenker und Matthias Jabs die Gitarren im Schwabacher Stadtmuseum. Danach geht’s nach Nürnberg zum Konzert. Ihr letzter Auftritt in Franken ist es nicht. Am 16. Juli 2011 rocken die Scorpions noch mal im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt. Matthias Hertlein

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